Vorbildliches Mehrgenerationen-Wohnen

von Redaktion

Stadtplaner pilgern nach Münsing am Starnberger See

Im Jahr 2020 wurden über 306000 Wohnungen fertiggestellt, rund 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig steigt der Bedarf an kompakten Neubauten mit kleineren Wohnflächen, die sich junge Familien leisten können. Hohe Wohnqualität trotz weniger Platz? Das geht mit mehr gemeinschaftlicher Nutzfläche. Das Modell gewinnt Anhänger – in allen Generationen.

Durchschnittlich 47,7 Quadratmeter Wohnfläche standen Einwohnern in Deutschland 2020 zur Verfügung, doppelt so viel Fläche wie noch vor 50 Jahren. Doch die hohen Immobilienpreise lösen eine Gegenbewegung aus: „Kleinere, funktionale Wohneinheiten sind besonders gefragt bei jungen Familien und den über 60-Jährigen“, beobachtet Jan Ebert von der BHW Bausparkasse. „Sie schauen genau hin und prüfen, ob es nicht auch ressourcensparender und flexibler geht: „Was brauche ich wirklich, was kann ich weglassen oder bestenfalls gemeinschaftlich nutzen?“

Neue auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wohnmodelle planen von vorherein Gemeinschaftsflächen für intelligente Nutzungen wie Co-Working-Spaces, Kitas, Werkstätten oder Sporteinrichtungen ein. Das spart Platz in Wohnungen und schafft dennoch viel Freiraum.

Ein Beispiel für dieses Wohnmodell ist das mehrfach ausgezeichnete Mehrgenerationen-Quartier in Münsing bei München. Es gilt als Vorzeigeobjekt für soziale und klimaschonende Architektur und ist heute eine Anlaufstätte für Stadtplaner aus dem Süden. Zunächst war hier der Bau einer Einfamilienhaus-Siedlung geplant.

Das Vorhaben wurde gestoppt zugunsten eines modernen, ökologischen Siedlungsprojektes. Bis auf wenige festgelegte Koordinaten konnte jede Baufamilie ihren Wohnraum selbst gestalten. Heute bieten zweigeschossige Häuser in Holzbauweise Raum für Familien, Alleinerziehende, Senioren und Singles.

Einen großen Carport, Ladestellen für E-Autos und Gemeinschaftsräume sowie Co-Working-Spaces nutzen die Bewohner der Siedlung gemeinsam. Eine zentrale Hackschnitzelanlage mit Unterstützung durch Solarkollektoren versorgt die Häuser mit Wärme. Das Konzept gewann den KfW Award 2021.

Wohnquartier
der Genügsamkeit

Platz- und ressourcensparendes Bauen macht mittlerweile überall in Deutschland Schule. Auch das innovative Genossenschafts-Wohnprojekt „ecovillage hannover“, eine Minihaus-Siedlung, gehört dazu. Es soll 2023 gebaut werden. Auf rund 50000 Quadratmetern Fläche sind 500 Wohneinheiten in zwei- bis vierstöckigen Häusern für rund 1000 Menschen vorgesehen.

Auch hier planen die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner Viertel und Wohnungen mit. „Das Ideal vom großen Einfamilienhaus auf der grünen Wiese verliert an Popularität“, sagt Ebert. „Dafür werden klimaschonende und sozial vielfältige Wohnformen deutlich zunehmen.“ bhw

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