„Man kommt um die Sanierung nicht herum“

von Redaktion

Interview mit Energieberater Robert Philipp

Die energieeffiziente Sanierung von Häusern wird immer mehr zu einem der wichtigsten Themen für Immobilien-Eigentümer und -Eigentümerinnen. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels, steigender Energiepreise und der vom Bund gesetzlich forcierten Klimawende sind Hausbesitzer und -besitzerinnen gefordert, in Sachen Klimaschutz tätig zu werden.

Robert Philipp, Energieberater und Architekt, findet deutliche Worte für zu zögerliches Verhalten und gibt Tipps, auf was Eigentümer bei einer Sanierung besonders achten sollten.

Herr Philipp, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Was muss man als Immobilieneigentümer bei einer energetischen Sanierung besonders beachten?

Als Erstes muss man auf das Alter des Gebäudes schauen. Ist ein Haus vor 1985 gebaut, kommen Sie um eine energetische Sanierung auf kurz oder lang nicht herum. Das bedeutet: Weg vom Gas oder Öl und dämmen, dämmen, dämmen.

Was bedeutet das konkret?

Im Zuge der Klimawende wird in Zukunft jedes Gebäude klimaneutral gestaltet sein müssen. Das bedeutet gerade für die Eigentümer von älteren Gebäuden zwei grundsätzliche Maßnahmen: Den Anschluss an eine umweltfreundliche Energiequelle und eine effektive neue Dämmung. Hier müssen Sie ganzheitlich vorgehen. Ein, zwei neue Fenster einzubauen bringt gar nichts – das erhöht sogar die Schimmelgefahr.

In einem vorher erarbeiteten Konzept – am besten vom Energieberater erstellt – müssen alle Wände neu gedämmt und alle Fenster ausgetauscht werden. Das ganze Haus muss gut verpackt werden, sonst bringen Sie Ihren Energieverbrauch nicht runter.

Sie sprechen von umweltfreundlichen Energiequellen. Welche empfehlen Sie hier?

Hier muss man grundsätzlich zwischen Stadt und Land unterscheiden. Wenn Sie in München, Berlin, oder Hamburg wohnen, können Sie sich in der Regel relativ problemlos an ein Fernwärmenetz anschließen. Aber auch in diesen Städten ist die Kapazität von Fernwärme nicht endlos, wichtig ist deshalb immer auch der Schritt der Hüllensanierung, um den generellen Energieverbrauch klein zu halten. Auf dem Land stehen die Häuser meistens viel weiter auseinander, ein Fernwärmenetz ist oft nicht rentabel. Hier kann man als Hauseigentümer selbst aktiv werden, etwa mit den Nachbarn ein Nahwärmenetz installieren oder die Gemeinde noch mit ins Boot holen, um freistehende Wiesen oder ungenutzte Ackerflächen für die Installation eines solchen Netzes zu nutzen.

Immer populärer wird auch die eigene Solaranlage auf dem Dach. Würden Sie Sanierern dazu raten, diesen Schritt gleich mitzugehen?

Unbedingt. Sehen Sie, die einzige unbegrenzte Energiequelle, die uns zur Verfügung steht, ist die Sonne und das müssen wir in Zukunft nutzen. Wir haben heute in Deutschland immer noch etwa 80 Prozent Öl- und Gasheizungen in den Wohnungen, die können Hausbesitzer auch weiterbetreiben, aber eben ergänzt durch eine neue, klimafreundliche Form der Energieerzeugung. Ich sage immer zu meinen Kunden: Lassen Sie Ihre alte Heizung so lange weiterlaufen, wie es geht, aber – um Gottes Willen – fangen Sie erst gar nicht mit der Modernisierung einer Ölheizung an. Steigen Sie viel mehr nach und nach um und da hilft eine eigene Solaranlage auf dem Dach enorm. Wenn die alte Heizung dann den Geist aufgibt oder nicht mehr genutzt werden darf, habe ich als Hausbesitzer bereits vorgesorgt.

Viele Menschen scheuen sich vor einer Sanierung, als Grund wird hier oft der hohe Kostenfaktor genannt. Was sagen Sie diesen Menschen?

Ganz ehrlich: Das ist kein Grund. Machen Sie sich eines klar: Sie investieren in eine überlebenswichtige Struktur, man kommt – ob es einem jetzt die Politik oder die Realität vorgibt – um die Sanierung eines älteren Gebäudes nicht herum. Wer jetzt noch abwartet, der wird in Zukunft mehr Zinsen bezahlen, mit wesentlich höheren Baupreisen rechnen und vielleicht auch auf Förderungen verzichten müssen. Staatliches Geld ist nicht ewig verfügbar. Derzeit fließt es noch, Sie bekommen in der Regel 45 Prozent der Kosten für energetische Sanierung erstattet, in München sind es sogar um die 60 Prozent. So erhalten Sie aktuell noch für relativ kleines Geld ein energetisch zukunftsfähiges Haus. Christoph Kastenbauer

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