Die erschreckenden Bilder sind vielen noch präsent: Gewaltige Wassermassen, die sich durch Ortschaften wälzen, Grundstücke verwüsten und Häuser mit sich reißen. Das Extremwetterereignis „Bernd“ im vergangenen Sommer, das vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, aber auch in Teilen Bayerns für eine Schneise der Verwüstung sorgte, schlägt auch in die Kassen der deutschen Versicherer ein gewaltiges Loch: 2021 haben diese das höchste Schadenaufkommen ihrer Geschichte verzeichnet.
„Bundesweit summierten sich die Schäden durch Naturgefahren wie Sturm, Hagel, Überschwemmung und Starkregen auf rund 12,7 Milliarden Euro“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Spitzenreiter im Vergleich der Bundesländer war dabei Nordrhein-Westfalen mit einer Schadensumme von rund 5,5 Milliarden Euro – gefolgt von Rheinland-Pfalz mit drei Milliarden Euro.
Elementarschäden oft
nicht versichert
Die jetzt veröffentlichte regionale GDV-Naturgefahrenbilanz erfasst versicherte Schäden an Häusern und Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben und Kraftfahrzeugen.
Trotz der horrenden Summen, welche die Versicherungen zahlten, gingen am Ende dennoch viele Geschädigte weitgehend leer aus. Grund dafür ist, dass derzeit nur etwa die Hälfte der Hausbesitzer und -besitzerinnen in Deutschland den Schutz vor Elementargefahren wie Starkregen oder Hochwasser überhaupt in ihrer Versicherungspolice verankert haben.
Was viele nicht wissen: Nur eine sogenannte Elementarschadenversicherung deckt die Schäden am Haus bei Unwetter und Flut zu großen Teilen ab.
Um künftige Schäden besonders im Immobilienbereich zu vermindern, fordert die Versicherungswirtschaft ein nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilungen bei Baugenehmigungen. Denn „Bernd“ – so ist die Branche überzeugt – werde in Zukunft keine Ausnahme bleiben. „Als Folge des Klimawandels müssen wir künftig immer öfter mit Wetterextremen und schweren Schäden rechnen“, so Asmussen.
Die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden löst laut GDV das Problem jedoch nicht.
Die deutschen Versicherer haben stattdessen Vorschläge für ein Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung eingebracht.
Damit einher geht auch ein neues System für den Elementarversicherungsschutz. Ziel ist eine Absicherung aller privaten Wohngebäude gegen Extremwetterrisiken.
Christoph Kastenbauer