Bröckelt das Betongold?

von Redaktion

Was Eigentümer, Käufer und Bauende beachten müssen

Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von „Zeitenwende“. Auch wenn er nicht den Immobilienmarkt meinte: Bringt die aktuelle Krise – bei zunehmender Inflation, steigenden Zinsen und explodierenden Baukosten – nun auch die als so solide geltende Wertanlage des „Betongolds“ zum Bröckeln?

Immobilienmarkt
ist unter Druck

Fakt ist: Der Immobilienmarkt gerät unter Druck. Trotz der negativen Markteinflüsse raten Fachleute von einer Panik ab. „Wir haben eine komplexe Mengenlage aktuell, das ist richtig“, sagt Professor Stephan Kippes, Leiter des Marktforschungsinstituts des Immobilienvereins Deutschland (IVD) Süd. Dennoch: „Die Immobilie bleibt eine stabile Wertanlage.“

Menschen flüchten
in Sachwerte

Grund hierfür sind einerseits die Krisen selbst. In Zeiten von Inflation und einer unsicheren weltpolitischen Lage flüchten mehr Menschen in Sachwerte, darunter eben vor allem in Immobilien. Die allgemein schlechten Marktbedingungen strahlen andererseits natürlich auch auf den Immobilienbereich aus. „Solange wir unsere Wirtschaft in Deutschland nicht komplett abwürgen, wird sich das allerdings in Grenzen halten“, erklärt Kippes.

Immobilienpreise
im Zenit

Trotz steigender Zinsen und Baupreise sei es deshalb für potenzielle Käufer und Bauende der falsche Weg, jetzt noch hastig in Immobilien zu investieren. „Für so eine Entscheidung braucht es Zeit.“ Die Immobilienpreise sind zudem laut IVD-Marktforschung aktuell im Zenit, eine weitere große Verteuerung sei nicht wahrscheinlich.

Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen in Berlin, stimmt mit dem IVD-Marktforscher überein: „Durch die Zinswende der Europäischen Zentralbank dürften wir eine Preisberuhigung erleben.“ Doch müssen Immobilieneigentümer auf der anderen Seite fürchten, dass ihre Immobilie deshalb an Wert verliert? Hier beruhigt Guthmann: „Damit die Immobilienpreise sinken, müssten die Kapitalmarktzinsen noch viel kräftiger ansteigen, auf vier oder fünf Prozent mindestens.“

Eine wichtige Komponente müssen Bauende und Kaufende allerdings beachten, hier sind sich die Experten einig – das Bevölkerungswachstum. Der Grund dafür ist einfach: Wenn an einem Ort auch in Zukunft mehr Zuzug als Wegzug besteht, wird die Nachfrage nach Immobilien trotz widriger Umstände am Markt hoch bleiben. „Wir haben in München für die kommenden Jahre ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum von 0,71“, sagt Kippes, der Immobilien gerade in Großstädten als sichere und rentable Investitionen ansieht.

Bei einem Punkt rät der Experte allerdings aktuell vom Immobilienkauf ab: „In einer Abwanderungsregion wird es schwierig. Bei steigenden Zinsen und Baupreisen könnte sich da die Immobilie als Wertanlage bald nicht mehr lohnen.“ Christoph Kastenbauer

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