Axel Gedaschko ist Präsident des GdW, Deutschlands größtem Zusammenschluss sozial orientierter Wohnungsunternehmen, und trat jüngst eine bundesweite Diskussion los: Soll die Bundesregierung im Falle eines drohenden Gasmangels im kommenden Winter eine gesetzliche Absenkung der Mindesttemperatur in Wohngebäuden von 20 bis 22 Grad Celsius auf 18 Grad verabschieden? Im Interview erklärt Gedaschko, warum er trotz Kritik seitens Politik, Verbänden und Medien zu seiner Forderung steht – und warum ein Umdenken unumgänglich ist.
Herr Gedaschko, warum stehen Sie trotz der vielen Kritik weiterhin zu Ihrer Forderung?
Zur gesamtgesellschaftlichen Verantwortung des Sektors Wohnen gehört es, sich auf den hoffentlich vermeidbaren, aber nicht auszuschließenden Ernstfall eines Gasmangels vorzubereiten. Zunächst muss durch Freiwilligkeit bei der Energieeinsparung so viel wie möglich erreicht werden. Für einen Katastrophenfall müssen allerdings jetzt schon Regelungen getroffen werden, um potenzielle Totalausfälle beim Heizen zu verhindern. Allein zu hoffen, dass es schon gut gehen wird, ist in dieser Lage nicht sonderlich verantwortungsvoll.
Glauben Sie, dass es im Falle einer Absenkung zu Störungen des sozialen Friedens kommen könnte?
Eine mögliche Absenkung der Mindesttemperaturen kommt nur für den absoluten Ernstfall einer Gasmangellage in Frage. In einem solchen Katastrophenszenario wird der Alltag nicht ohne Einschränkungen gemeistert werden können. Dazu müssen alle Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche jetzt schon vorsorglich Vorbereitungen treffen. Und die allermeisten Menschen werden in einer so außergewöhnlich schwierigen Situation Verständnis haben, dass alle etwas einsparen und somit alle dauerhaft heizen können.
Können Sie die Einwände, etwa vonseiten des Deutschen Mieterbundes, nachvollziehen, dass gerade ältere Menschen unter dieser Absenkung zu leiden hätten?
Ja, absolut. Es ist in einer solchen Ausnahmesituation alles nicht einfach. Und dennoch müssen wir uns um die Versorgung aller Menschen Gedanken machen. Deshalb muss es beispielsweise für Altersheime, Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen auch Sonderregelungen geben.
Die Bundesbauministerin Klara Geywitz hat die Absenkung ausgeschlossen…
Zur Vorbereitung auf einen drohenden Gasversorgungs-Engpass gehört es leider auch, das Undenkbare zu denken und sich konkret darauf einzustellen. Wenn in einem Ernstfall nicht genug Gas vorhanden ist, dann muss es für dieses Katastrophen-Szenario eine konkrete Regelung geben. Die Zeit, diese zu treffen, ist jetzt. Am Ende muss die Versorgungssicherheit für alle Bürger stehen.