Wenn Hitze zur Bedrohung wird

von Redaktion

Bau- und Wohnungsunternehmen rüsten sich gegen die Klimaerwärmung

Die Bundesregierung rechnet bis zum Ende des Jahrhunderts mit bis zu 8500 zusätzlichen hitzebedingten Todesfällen pro Jahr. Dabei könnten die richtigen Maßnahmen – gerade im Wohnbereich – dafür sorgen, viele Menschenleben zu retten. Bau- und Immobilienunternehmen sind hier in der Pflicht – und Energieberater zeigen ihnen neue Wege auf.

„Die Wohnungsunternehmen in Deutschland haben die Problematik erkannt“, sagt Eva Ibrügger, Geschäftsführerin von Delta Energie aus Hannover. Die Energieexpertin berät unter anderem den Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BfW) zum Thema Hitzeschutz. Neben den bekannten Tipps für Bewohner (nächtliches Lüften, Sonnenschutz außen vor dem Fenster) sind es laut Ibrügger besonders bauliche Maßnahmen, die über Wohl oder Wehe angesichts steigender Temperaturen entscheiden.

So gilt es etwa beim Neubau bodentiefe Fenster unbedingt zu vermeiden. Denn hier dringt Sonnenwärme unerbittlich ein. „Das Verhältnis Fenster zu Wand sollte bei 20 bis 30 Prozent liegen. Aktuell sind wir bei den meisten Wohnobjekten bei 60 bis 70 Prozent.“

Beim Fenster selbst ist die genaue Position entscheidend: An der Innenkante der Wand angebracht, entsteht natürliche Verschattung. Die Wände selbst sollten Dämmmaterialien mit hoher Speicherkapazität wie etwa mineralische Holzwolle enthalten. Hartschaumplatten dagegen geben laut der Expertin die Hitze komplett an den Wohnraum weiter.

Insgesamt müsse man beim Hitzeschutz den gesamten Aufbau des Gebäudes berücksichtigen, erklärt Pressesprecher Erik Stange vom Bauherren-Schutzbund (BSB). „Optimal ist es, die baulichen Verschattungen wie etwa große Dachüberstände und Vordächer so anzulegen, dass sie die Sonne im Sommer abhalten, die flach einfallenden Strahlen der Wintersonne jedoch ins Haus einlassen.“

Wohnungen im Nachhinein hitzefest zu machen, ist schwieriger. Es gibt allerdings Möglichkeiten. Fenster können laut Ibrügger ausgetauscht oder mit speziellen Sonnenschutzfolien beklebt werden. Auch eine energetische Sanierung der Gebäudehülle ist laut Stange möglich, aber aufwendig. „Begrünte Fassaden oder Bäume und Sträucher vor dem Haus halten einen Teil der Sonneneinstrahlung ab und verbessern durch Verdunstung das Kleinklima.“

Klimaanlagen sollten nur die letzte Lösung sein, darin sind sich die Fachleute einig. Denn die verbrauchen viel Energie und schaden der Umwelt. Die Zukunft? „Sensorgesteuerte Lüftungsklappen“, sagt Ibrügger. Dieses System öffnet und schließt temperaturabhängig verschiedene Klappen am Haus und kühlt so den Wohnraum auf natürliche Weise. Christoph Kastenbauer

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