Die fetten Jahre sind vorbei – besonders für die, die sich aktuell ihre Immobilie finanzieren wollen. Mit einstigen Baukredit-Zinsen nahe der Null-Prozent-Marke ließ sich das Eigenheim trotz sonstiger hoher Kosten oft noch realisieren.
Mehrere Hundert Euro Zusatzbelastung
Mittlerweile übersteigen die Zinsen etwa für ein zehnjähriges Baudarlehen bereits die drei Prozent-Marke. Doch trotz dieser Entwicklung können gewiefte Bauwillige ihren Zinssatz weiterhin niedrig halten – und dabei noch das Klima schonen.
„Mit den gestiegenen Zinsen geht eine höhere monatliche Belastung einher, die nicht selten bei mehreren Hundert Euro liegt“, erklärt Jörg Utecht, CEO des Finanzierungsvermittlers Interhyp. Die Mehrbelastung zeige bereits negative Konsequenzen am Markt. „Wir sehen, dass der ein oder andere jetzt beim Kauf Kompromisse bei der Immobilie eingeht oder auch vom Kauf Abstand nimmt.“
Dennoch lassen sich laut Utecht in vielen Fällen die Immobilienpläne noch umsetzen.
Grund dafür dürfte auch die neue EU-Taxonomie-Verordnung sein. Diese hat zum Ziel, Kapitalströme hin zu nachhaltigen Investitionen zu lenken und enthält zu diesem Zweck Bestimmungskriterien, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist. Auch Finanzinstitute müssen mittlerweile genau diese Kriterien für einen Teil ihrer Investitionen nachweisen. Um sie zu erfüllen, suchen Banken jetzt vor allem nach Finanzierungsprojekten, die besonders nachhaltig sind – und das auch mit dem Anreiz günstigerer Kredite.
Fündig werden sie hier vor allem im Immobiliensektor. Doch Bauwillige sollten sich keine Illusionen machen: Um der Taxonomie-Verordnung zu entsprechen, müssen Neubauten strenge Vorgaben erfüllen. Energieexpertin Eva Ibrügger prüft diese im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. So müssen sechs Ziele beim Neubau verfolgt werden – darunter unter anderem Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel.
„Eines dieser Ziele muss ich als Bauherr besonders gewichten. Beim Ziel Klimaschutz bedeutet das etwa die Energieeffizienzklasse A und zehn Prozent weniger Energieverbrauch als vom Gesetzgeber vorgeschrieben.“
Erfüllt der Bauwillige diese Vorgaben, steht einem günstigeren Kredit in der Regel nichts mehr im Wege.
Ein ebenfalls wichtiger Grund für bessere Kreditkonditionen hat im Übrigen mit staatlichen Vorgaben nichts zu tun: Energieeffizient und nachhaltig gebaute Wohnhäuser sind schlicht mehr wert und haben im Zuge des voranschreitenden Klimawandels die besten Aussichten im Wert weiter zu steigen.
Die Bank sieht hier in der Regel eine sichere Investition – und geht deshalb in vielen Fällen das Risiko niedrigerer Zinsen gerne ein. Christoph Kastenbauer