Die Befürchtung ist groß: Gas- und Strompreise könnten im Winter explodieren. Die Angst, die den Wohnsektor nun umtreibt: Die Belastung könnte zu groß werden, und dies nicht nur aufseiten der Mieter.
Eigentum mit hohen
monatlichen Kosten
Bereits vor der Energiepreiskrise war rund jeder achte Mieter in Deutschland mit seinen Wohnkosten überlastet. Das ergibt eine Auswertung des Statistischen Bundesamts, die sich auf Daten aus dem Jahr 2021 bezieht. Überlastung bedeutet, dass sämtliche Ausgaben fürs Wohnen mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens verbrauchen. Die finanzielle Problematik am vielerorts überteuerten Wohnmarkt ist demnach nichts Neues. Neu ist, dass die Krise auch Eigentümer hart treffen könnte. Denn auch Eigentum ist in vielen Fällen mit hohen monatlichen Kosten verbunden, gerade wenn das Haus oder die Wohnung noch abbezahlt wird. Das spiegelt sich bei genauem Blick in den Zahlen wider. Fast jeder neunte Einwohner in Deutschland (10,7 Prozent) war laut Statistischem Bundesamt von der 2021 ermittelten Überlastung betroffen. Bei einer Gesamteigentumsquote von 49,5 Prozent dürfte es sich dabei auch um etwa fünf Prozent Eigentümer handeln.
Hinzu kommt, dass viele Eigentümer und Eigentümerinnen aktuell eine weitere finanzielle Belastung schultern müssen, die Mieter und Mieterinnen nicht betrifft: die höheren Hypothekenzinsen. Mittlerweile übersteigen diese etwa für ein zehnjähriges Baudarlehen bereits die drei Prozent-Marke. „Mit den gestiegenen Zinsen geht eine höhere monatliche Belastung einher, die nicht selten bei mehreren Hundert Euro liegt“, warnt Jörg Utecht, CEO des Finanzierungsvermittlers Interhyp. Auch Stephan Kippes vom Immobilienverein Deutschland (IVD) Süd und Leiter des dortigen Marktforschungsinstituts, betrachtet die Entwicklung mit Sorge. „Drei bis 3,5 Prozent Zinsen bei der Immobilienfinanzierung klingen noch nicht viel. Und wenn ich etwa die Geschichten meiner Eltern von deren Hypothekenzinsen höre, ist das sogar noch moderat. Aber gerade bei den mittlerweile so hohen Immobilienpreisen von über einer Million Euro und mehr in vielen Regionen wie München, Hamburg oder Schleswig-Holstein hat jedes Prozent Zinserhöhung im Geldbeutel einen deutlichen Effekt.“ Ein einfaches Rechenbeispiel: Finanziert ein Bauherr 500000 Euro per Hypothekendarlehen, macht bereits die Erhöhung von 0,2 Prozent eine zusätzliche monatliche Belastung von 1000 Euro aus.
Eine erhebliche Summe, die im kommenden Winter für manch Eigentümer und Eigentümerin noch schmerzhafter ins Gewicht fallen dürfte.Christoph Kastenbauer