Schwere Zeiten im Wohnungsbau

von Redaktion

Neubaukosten und Baustornierungen steigen – Bund steuert dagegen

Es ist ein dringend notwendiger Schritt: Vergangene Woche präsentierten Bundeskanzler Olaf Scholz und Bauministerin Klara Geywitz (beide SPD) ein Maßnahmenpaket des „Bündnisses bezahlbarer Wohnraum“. Weitere staatliche Gelder sollen in den kriselnden Wohnungsmarkt gepumpt werden – als Reaktion auf steigende Baukosten und eine im privaten Bereich sinkende Auftragslage.

Geld für sozialen Wohnungsbau

Das Maßnahmenpaket sieht vor, gerade für den sozialen Wohnungsbau mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen Dachausbauten und die Aufstockung von Häusern gefördert, Genehmigungsverfahren digitalisiert und vereinfacht werden. Darüber hinaus sollen Städte, Gemeinden oder ganze Regionen Bodenfonds bilden, eine Art Pool verfügbarer Grundstücke, die bei Bedarf zügig zum Beispiel für Mietshäuser genutzt werden können, ohne erst langfristige Verhandlungen mit betroffenen Grundstückseigentümern führen zu müssen.

Die schwierige Lage am Wohnungsmarkt ist an mehreren Faktoren abzulesen. Das von der Politik viel beschworene Mantra „Bauen, bauen, bauen“ stottert gewaltig. So gibt es anstatt einer Zunahme im deutschen Wohnungsbau immer mehr Stornierungen von Bauprojekten. Im September waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen in der Baubranche davon betroffen, teilte das Münchner ifo-Institut auf Grundlage seiner regelmäßigen Umfrage mit. Im August hatte der Anteil noch bei 11,6 Prozent gelegen.

„In den letzten Monaten wurden ungewöhnlich viele Bauprojekte storniert“, bestätigt auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Grund hierfür seien neben den immer weiter steigenden Baupreisen auch die immer längeren Verzögerungen beim Bau, da einige Materialien schlicht nicht lieferbar seien. „Zudem fehlt es auch an qualifizierten Handwerkern“, erklärt Pakleppa.

Einen Eindruck, wie teuer Bauen tatsächlich in den vergangenen Monaten geworden ist, liefern Zahlen des Statistischen Bundesamtes. So stiegen die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden von August 2021 bis August 2022 um 15,5 Prozent. Betonarbeiten sind gegenüber August 2021 um 18,2 Prozent teurer geworden, Mauerarbeiten um 13,1 Prozent. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten erhöhten sich die Preise um 19,6 Prozent, Erdarbeiten waren 15,3 Prozent teurer als im August 2021. Enorme Kostensteigerungen, die am Ende nicht nur für die Baufirmen selbst bittere Folgen haben. Denn natürlich reichen diese aufgrund wirtschaftlicher Zwänge die hohen Baukosten weiter. So sind laut Statistischem Bundesamt die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude hierzulande um 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Neu geschaffener Wohnraum bleibt so vielfach nur den Besserverdienenden vorbehalten. Christoph Kastenbauer

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