Mehr als „Schäufele“und Porzellan

von Redaktion

Fichtelgebirge als Geheimtipp nicht nur für Wanderer

Das thüringisch-fränkische Fichtelgebirge beeindruckt jeden Naturliebhaber und überzeugt mit kulturellen Highlights, die nicht automatisch auf dem Zettel der Reisenden stehen. Fraglos gehört das Gebiet im Nordosten Bayerns an der tschechischen Grenze zu den Geheimtipps für Menschen, die sich gern positiv überraschen lassen.

Eine Fülle von zumeist gut ausgeschilderten Wegen wartet nur darauf, entdeckt zu werden. Ohne die übrigen Jahreszeiten zu missbilligen, bietet der Herbst in diesem Landstrich ein natürliches Gemälde aus Laubfärbungen, aufziehenden Nebelbänken und Mooren mit Seen, die eine romantische Kulisse zaubern, für die niemand aufgrund der zentralen Lage in Deutschland weit fahren muss.

Selbstverständlich werden in den zumeist kleinen und malerischen Städtchen auch Fahrräder, E-Bikes oder Nordic-Walking-Stöcke verliehen, dazu im Winter das entsprechende Equipment für Wintersport. Der Schneeberg und der Ochsenkopf bringen es auf über 1000 Meter und stellen die entsprechenden Weichen für den Anspruch der Gäste im Fichtelgebirge.

Natur auf über 1000 Quadratkilometern

Abseits der prägenden Mischwaldflächen, in denen auch schon Steinformationen wie etwa der Große Waldstein mit Burgresten und eine echte Bärenfalle (aus dem 17. Jahrhundert) imponieren können, werden Wanderungen zu abenteuerlichen Erlebnissen. Die Saalequelle oder andere Wasserläufe wie die Eger und verschiedene Seen lassen Abwechslungen auf den Erkundungen entstehen. Große Teile des Fichtelgebirges sind ein Naturpark von über 1000 Quadratkilometer Größe.

Zu den interessantesten Museen der Region finden Familien in Schwarzenbach an der Saale (Vorsicht, es gibt ein weiteres Schwarzenbach in der Region). Dort wurde das Erika-Fuchs-Haus eingerichtet, weil die Übersetzerin der Donald-Duck-Hefte dort gewohnt hat. Sie trug mit eigenen Interpretationen zu den herausragenden Erfolgen der Comics bei. Das Erika-Fuchs-Haus lässt sich von der ganzen Familien erleben, wobei nicht nur Kinder gern im Geldspeicher von Dagobert Duck baden. Museumsleiter Gerhard Severin ist stolz auf die generationsübergreifende Faszination, die das Museum auf die Gäste ausübt. Nahezu alle Comics von Disney sind dort ausgestellt und können teilweise erlebt werden.

Eine andere Gruppe der Fichtelgebirgebesucher spricht das Automobil-Museum in Fichtelberg an. Mehr als 200 Exponate lassen sich in Hallen und auf einem Freigelände bestaunen.

Interessant ist aber auch der Fernweh-Park, eine Sammlung von über 4000 Ortsschildern und Plakaten von Künstlern in Oberkotzau. Mit großer Leidenschaft hat Klaus Beer diese originelle Sammlung auf über 800 Quadratmetern zusammengetragen. Bei vielen Besuchern wecken die Schilder Erinnerungen und haben doch immer nur das große Ziel der Völkerverständigung, wie der Kurator sagt. Handabdrücke von Künstlern ergänzen die Sammlung. Die Besichtigung ist übrigens kostenlos.

Zentrum der Porzellanherstellung

Wer nach dem Ruhm des Fichtelgebirges sucht, wird zumeist in den Vitrinen der Küchen fündig. Die Region ist als Zentrum deutscher Porzellanherstellung bekannt. Namhafte Marken wie Rosenthal, Arzberg, Hutschenreuther usw. haben in Selb und der unmittelbaren Nähe ihre Produktionsstätten und Kreativwerkstätten. Einen Überblick verschafft das Museum für Porzellan in Selb.

Im „Porzellanikon“ führen fachkundige Porzellanherstellerinnen oder -malerinnen stündlich durch die Welt des weißen Goldes. 1866 gründete Jacob Zeidler die erste Produktionsstätte, weil er in der Region Kaolin fand und dieses zusammen mit Feldspat und Quarz zu den beliebten Tischprodukten formte und brannte. Heute werden von der Gastronomie der Region auf dem heimischen Porzellan typische Gerichte wie „Schäufele“ oder Wildspezialitäten serviert.

Die nächstgrößere Stadt in der Nähe des Fichtelgebirges ist Bayreuth, die nicht nur für Wagner-Festspiele gern besucht wird. Der Stadtkern lässt die alte Kaiserzeit durch den Straßenzuschnitt und die vielen historischen Bauten wieder in den Köpfen der Besucher aufleben. Das Schloss mit dem Schlossgarten führt direkt zur Villa Wahnfried, in der sich Richard Wagner mit seinen Kompositionen beschäftigte, nebenan hatte sich Franz Liszt häuslich eingerichtet, wobei die Umgebung feudal gewählt war und auch heute noch die Gäste entzückt, die in der Villa Wahnfried Führungen buchen können.

Ein Relikt aus der Bauzeit von 1744 bis 1748 begeistert auch Menschen, die mit Musik nicht viel zu tun haben. Das Markgräfliche Opernhaus, das Wilhelmine von Preußen für die Hochzeit ihrer Tochter bauen ließ, ist nach mehreren Restaurationen in einer ungewöhnlichen Pracht in der Innenstadt zu bestaunen. Die barocke Einrichtung ist fast ausschließlich aus Holz errichtet. Es ist eines der ganz wenigen Opernhäuser dieser Zeit, die bis heute überlebt haben. Bayreuth hat für die Gäste Führungen eingerichtet, in denen Ausstattung und Klang genossen werden können.

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