Beim Pauliwirt in Erharting fand die Herbstversammlung der Zimmerer-Innung Altötting-Mühldorf statt. Fast alle Betriebe waren bei der Versammlung vertreten, der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. „Ein wichtiges Zeichen für unser Gewerk“, befand Obermeister Christian Drexl, der in seinem Bericht die zunehmend mittelstandsfeindliche Politik anprangert: es gebe immer mehr und viel zu viele, zum Teil auch widersprüchliche Vorschriften, die von Handwerksbetrieben zu beachten seien. An allen Ecken und Enden wird reguliert und die Bürokratie gesteigert. Letztlich ist es aber der Mittelstand und insbesondere auch das Handwerk, das den Laden „Bundesrepublik“ am Laufen hält und nicht die Bürokraten, die an ihren Schreibtischen entscheiden. Bei vielen Politikern fehle es zunehmend an diesem Bewusstsein, weswegen gerade das Handwerk viel lauter auf seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung hinweisen müsse. Bezüglich des nachwachsenden und klimaneutralen Rohstoffes Holz wies der Obermeister darauf hin, dass dieser viel zu schade zum Verheizen sei und kritisierte damit den Trend zum Bau sogenannter Biomasse-Kraftwerke.
Neuen Verein gegründet
Im Anschluss stellte Jorun Klinger-Illner die Arbeit des neu gegründeten Vereins „Wir bauen auf heimisches Holz e.V.“ in Südostoberbayern vor. Angesichts der im Jahr 2021 plötzlich massiv gestiegenen Holzpreise hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, alle regionalen Akteure entlang der Wertschöpfungskette des heimischen Rohstoffes „Holz“ profitieren zu lassen und dabei das Holz der Region auch in der Region zu verwerten. Deswegen haben sich Waldbauern, Sägewerke, Zimmerer-Betriebe, Planer, Architekten und Kommunen zusammengeschlossen. Der Verein unterstützt die heimische Forstwirtschaft, stärkt und sichert den Bestand der kleinen und mittleren regionalen Sägewerke und stellt die Versorgung der ansässigen Zimmerer- und Holzbaubetriebe mit heimischem Holz sicher. Zudem hilft er Architekten bei der Planung von Holzbauten und berät Kommunen bei Holzbauprojekten. Schirmherrin ist die Staatsministerin Michaela Kaniber. Frau Klinger-Illner warb für Unterstützung und Mitgliedschaften in diesem wichtigen Zukunftsprojekt.
Bevor die Innungsmitglieder sich bei einer zünftigen Brotzeit weiter intensiv fachlich austauschten, präsentierte Gründer und Zimmerermeister Michael Kriehn seine App „Digiholz“ – ein vielseitiges Datenerfassungssystem für den Zimmereibetrieb. Das cloud-basierte System ermöglicht Mitarbeitern auf der Baustelle eine umfassende Kommunikation mit dem Büro. Vereint werden Zeit- und Materialerfassung, Regiestunden, Abnahme, Mängeldokumentation und mehr. Es bietet Schnittstellen zum Auftrags- und Rechnungswesen sowie zur Lohnbuchhaltung und ermöglicht eine umfassende Dokumentation jedes Bauvorhabens. Ein Musterbeispiel, wie Digitalisierung im Handwerk Einzug hält. Am Ende war es eine gelungene Herbstversammlung mit vielen neuen Eindrücken.