„Immobilie bleibt einesolide Wertanlage“

von Redaktion

Professor Stephan Kippes ist Leiter des Marktforschungsinstituts des Immobilienvereins Deutschland (IVD) Süd. Sein Team und er begleiten mit umfassenden Analysen und Erhebungen die Entwicklungen am Immobilienmarkt. Im Interview zieht er Bilanz für 2022 und gibt einen gemischten Ausblick auf das kommende Jahr.

Herr Professor Kippes, welche Faktoren haben den Immobilienmarkt im Jahr 2022 entscheidend beeinflusst?

Derzeit wirken grundsätzlich mehrere gegenläufige Faktoren auf den Immobilienmarkt. Zwar könnten der Zinsanstieg und die Auswirkungen des Ukrainekrieges einen dämpfenden Effekt haben, aber auch angesichts dieser Unsicherheiten Investoren verstärkt dazu bewegen, Geld im sicheren Hafen einer Immobilienanlage unterzubringen. In dieser Gemengelage ist allerdings ein Faktor von besonderer Bedeutung: Der Anstieg der Hypothekenzinsen macht es derzeit vielen Immobilieninteressenten schwer bis unmöglich, eine Immobilie zu erwerben. 

Was muss der Bund unternehmen, um gerade den Neubausektor weiter auf Kurs zu halten?

Es braucht unbedingt stabile Förderungsbedingungen, auf die sich potenzielle Bauwillige wirklich verlassen können. Das Hin und Her bei der Förderung hat Bauwillige erheblich verunsichert – diese Verunsicherung ist genau das, was der Wohnungsbau im Moment überhaupt nicht gebrauchen kann. Bauträgern würde es sehr helfen, wenn flächendeckend serielles, modulares und typisiertes Bauen ermöglicht würde. Dies verschlankt die Prozesse des Bauträgers, verkürzt die Produktionszeiten und hilft bei der Schaffung qualitätsvoller und klimaschonender Wohnungen – und das zu attraktiven Preisen.

Wie sicher ist die Immobilie noch als Wertanlage?

Eine an einem vernünftigen Standort nicht überteuert eingekaufte Immobilie ist grundsätzlich eine solide Wertanlage. Wie bei allen Investitionen kann der jeweilige Wert auch bei Immobilien einmal nach unten gehen, aber das ist vielfach ein temporärer Effekt und man sollte sich hiervon nicht verunsichern lassen. Tendenziell ist die Trendlinie hinter den Immobilienzyklen steigend. Ein Immobilienkauf ist daher vielfach sinnvoll. Und: Im Moment bieten sich wegen sinkender Preise am Markt sogar Chancen, an bestimmte Immobilien heranzukommen, an die man unter Umständen vor einem Jahr noch nicht herangekommen wäre.

Wie ist Ihre Prognose für 2023?

Die Zuwächse bei den Preisen für Wohnimmobilien werden vielerorts ausklingen. Bei den Hypothekenzinsen erwarte ich keine größeren Verbesserungen. Massive Probleme werden wir beim Wohnungsbau haben.

Für 2023 ist zu befürchten, dass es weniger Bauwillige geben wird und Investoren wie auch private Bauwillige bereits genehmigte Bauvorhaben abstoppen oder verschieben. Insofern erwarte ich in den Ballungszentren weiterhin Engpässe auf den Mietwohnungsmärkten. Dringend benötigte Wohnungen werden uns fehlen.

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