Ablegebereit liegt die Nordnorge im Hafen von Bergen. Während der Sicherheitseinweisung am Terminal werden die Koffer bereits zu den Kabinen gebracht. Die Außenkabine auf Deck fünf ist hübsch, wenn auch nicht sonderlich groß. Wer sich auf die Postschiffroute der Hurtigruten begibt, weiß vorher, dass es sich dabei um keine luxuriösen Kreuzfahrten handelt. Die Schiffe von Hurtigruten sind darauf ausgerichtet, die Seereise so entspannt und komfortabel wie möglich zu gestalten. Hier geht es um das Erleben von einzigartiger Natur, dem Kennenlernen von Land und Leuten, der regionalen Küche Norwegens und – nicht zuletzt – um einen Hauch von Abenteuer.
Mit dem soll es am ersten Tag auch gleich beginnen, denn die See am Westkap zeigt sich für ein bis zwei Stunden mehr als rau. Nach dem herrlichen Frühstück vom Buffet auf Deck vier geht es auf Schiffserkundung.
Zurücklehnen und die atemberaubende Aussicht genießen heißt es in der Explorer Bar & Lounge auf Deck sieben. Von bequemen Sesseln aus kann man aus den durchgehend tiefen Fenstern auf drei Seiten das gesamte Panorama zu erfassen. Am Oberdeck ist ein großer Außenbereich, der im Laufe der Reise immer wieder gemeinsamen Zusammenkünften dient. Das Außendeck der fünften Etage bietet sogar einen Rundum-Gang und ist somit der ideale Ort, um die vorbeiziehenden Inseln und faszinierenden Küstenlandschaften in allen Richtungen zu beobachten.
Zeit für einen ersten Landgang – entweder alleine oder mit einem Tourguide – ist in Ålesund. Stadtführerin Aase erzählt, dass die hübsche Stadt vor allem für ihre einmalige Jugendstil-Architektur bekannt ist. Weil 1904 weite Teile bei einem verheerenden Brand zerstört wurden, errichtete man sie in der damals angesagten Jugendstil-Architektur neu. Heute schätzt man sich glücklich über das Stadtbild mit vielen reich verzierten Gebäuden. Florale Ornamente schmücken die Fassaden, runde Türmchen die Gebäude.
418 Stufen auf den Berg Aksla
Ein Besuch im Jugendstilzentrum darf natürlich nicht fehlen. Bei einem Rundgang durch die Stadt gibt es viel zu entdecken. Man könnte das Fischereimuseum besuchen und allerhand über Stockfisch und andere Fischspezialitäten erfahren. Oder doch vielleicht lieber den Atlantikpark, eines der größten Salzwasseraquarien Nordeuropas? An einem Tag mit guter Sicht sollte man die 418 Treppenstufen auf den Berg Aksla nicht scheuen. Der Aufstieg wird mit einem unvergesslichen Blick über die gesamte Stadt belohnt.
Zurück an Bord kann man sich bei einem Saunagang entspannen, bevor es zum Abendessen geht. Beim Menü wird auf regionale Produkte geachtet: Carpaccio vom geräucherten Kabeljau zur Vorspeise und auch zum Hauptgang Schätze aus dem Meer: Frischer kann man Fisch nirgends essen!
Dann geht es noch einmal an die frische Luft aufs Außendeck, bevor die Wellen die Gäste sanft in den Schlaf wiegen.
Dass das Schiff nachts zwei weitere Häfen angelaufen hat, um in Molde und Kristiansund Waren zu entladen und wieder aufzunehmen hat kaum jemand bemerkt. So geht es morgens gut ausgeruht auf eine Wanderung. Expeditionsleiter Jan Fleischhauer, der ursprünglich aus dem Schwarzwald stammt, begleitet die Tour.
Ein Bus bringt die Passagiere in ein beliebtes Ausflugsgebiet nahe der hübschen Kleinstadt Trondheim. Hier gehen Einheimische zum Wandern, Langlaufen, Biken und Skifahren – Hauptsache „draußen sein“. Frisluvtlif nennen die Norweger das und machen damit alles richtig, um fit und gesund zu bleiben.
Für die Gruppe hält der kleine Aufstieg durch den Schnee eine herrliche Aussicht über die umgebende Landschaft und die Stadt bereit. Das Licht ist Anfang Februar immer noch sehr winterlich, aber ab und an beleuchtet die tiefstehende Sonne den Himmel in zartem Orange.
Der Rückweg wird genützt, um wenigstens kurz am Nationalheiligtum Norwegens Halt zu machen. Der mächtige gotische Nidarosdom geht auf das Jahr 1070 zurück und war im Mittelalter eine bedeutende Pilgerstätte der Christen. Wir haben Glück: Es ist der Nationalfeiertag der Samen und so sehen wir viele Menschen, die in ihren typischen Trachten nach dem Gottesdienst die Kirche verlassen.
Farbenfrohe Häuser auf Stelzen
Vom Bus aus erhascht man noch einen Blick auf die alte Stadtbrücke Gamle Bybroen, die über den Fluß Nidelva führt. Hier sind noch zahlreiche der farbenfrohen Holzhäuser erhalten, die auf Stelzen im Wasser stehen.
Nach dem Mittagsmenü gibt es im Konferenzraum einen Vortrag zum Volk der Samen und ihrer schwierigen Historie. Erst nach 1960 wurde die samische Kultur und Sprache nach und nach anerkannt.
Überquerung des Polarkreises
Der nächste Morgen wartet mit einem Ereignis auf: die Überquerung des nördlichen Polarkreises. Die magische Zahl 66° 33‘ markiert diese Linie, von der aus im Winter bei schönem Wetter vielleicht Nordlichter zu sehen sind. Über der Linie ist im Sommer 24 Stunden am Tag die Sonne zu sehen – auch um Mitternacht! Die Durchsage an Bord kündet rechtzeitig den Moment an und wieder trifft man sich auf Deck sieben zum Fotoshooting. Nachmittags wird für alle Gäste, die zum ersten Mal den Polarkreis überschritten noch eine kleine Zeremonie begangen. Der Hoteldirektor hält eine eisige Überraschung bereit.
Wer Bodø nicht für einen Landgang nützt, gönnt sich vielleicht einen Tag mit Lesen, Fitness, Sauna und Faulenzen – auch das darf man bei Hurtigruten!
Gegen 22 Uhr wird Svolvær, der wichtigste Ort der Lofoten, erreicht. Vom Schiff aus sieht man die giebelartigen Holzgestänge, an denen der ausgenommene Fisch zum Trocknen hängt. Stockfisch, Baccalao, ist eines der wichtigsten Exportgüter Norwegens.
Die Route geht weiter nach Tromsø. Das „Tor zur Arktis“ war in der Vergangenheit der Ausgangspunkt zahlreicher Arktisexpeditionen.
Der Morgen beginnt mit zauberhaftem Licht. Die MS Nordnorge, zieht langsam an den eisig- verschneiten Bergen vorbei, hinter denen die Sonne ihr Aufgangsspektakel in leuchtendem Orange zelebriert. Der erwachende Himmel hält in Violett-Rosétönen dagegen. Harstadt und Finnsness sind hübsche Anlegehäfen am Vormittag. Von Deck aus kann man beobachten, wie flink Waren und Post ein- und ausgeladen werden und manch Einheimischer von oder an Bord geht. Auch eine Vielzahl von Seevögeln ist zu entdecken. Mit etwas Glück werden im Winter mitunter Wale gesichtet.
Das Expeditionsteam hat für Tromsø viele unterschiedliche Ausflüge vorbereitet. Von der Stadtbesichtigung mit Besuch der Eismeerkathedrale oder dem Erlebniszentrum Polaria, über Schneeschuhwandern, Elekto-Katamaran-Fahren, Cross-Country- Skifahren bis zum Husky-Besuch ist alles möglich.
Das volle Winterabenteuer heißt natürlich Husky-Schlittentour!
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