Mit dem Postschiff von Hurtigruten fährt man entlang der norwegischen Küste entweder nordwärts von Bergen nach Kirkenes oder umgekehrt südwärts. Die gesamte Tour in beide Richtungen zu fahren, ist eine gute Entscheidung, denn das Schiff legt dabei in den Häfen zu anderen Tageszeiten an und so erlebt man diese völlig neu.
Bei der Postschiffroute der Hurtigruten handelt es sich um keine luxuriösen Kreuzfahrten. Die Schiffe der Linie sind darauf ausgerichtet, die Seereise so entspannt und komfortabel wie möglich zu gestalten. Ganz ungezwungen und ohne Dresscode. Hier geht es um das Erleben von einzigartiger Natur, dem Kennenlernen von Land und Leuten, der regionalen Küche Norwegens und – nicht zuletzt – um einen Hauch von Abenteuer.
Nachdem man auf der nordgehenden Route bereits die hübsche Jugendstil-Stadt Ålesund, mit dem Atlantikpark und dem Berg Aksla kennenlernen durfte, nahe der Kleinstadt Trondheim mit dem Expeditionsteam Schneeschuhwandern war und den nördlichen Polarkreis passierte, hatte man bei Tromsø im Aurora Camp bereits Gelegenheit zu einem herrlichen Erlebnis: 200 Schlittenhunde besuchen oder gar eine Runde mit einem der Gespanne wagen? Rasant ziehen die Gefährte durch den harschigen Schnee, während die Fahrgäste die winterliche Landschaft und die klare, wenn auch bitterkalte Luft genießen. Der Höhepunkt der nordgehenden Reise ist das Nordkap mit dem legendären Globus-Denkmal – einfach überwältigend.
Jeder Tag hält auf den Hurtigruten eine neue Besonderheit bereit: Fast jeder Morgen beginnt mit zauberhaftem Licht. Die MS Nordnorge, zieht langsam an den eisig-verschneiten Bergen vorbei, hinter denen die spät aufgehende Sonne ihr Aufgangsspektakel in leuchtendem Orange zelebriert. Der erwachende Himmel hält in Violett-Rosétönen dagegen.
Abends bekommt diese Lichtszenerie Konkurrenz, denn der Bordlautsprecher verkündet ein einzigartiges Schauspiel: Nordlichter!
Schnell warme Kleidung überziehen, den Fotoapparat einpacken und raus aufs Deck. Da sind sie und vollführen ihren magischen Tanz über einer vorgelagerten Insel. Man kann sich kaum sattsehen an dem sich ständig verändernden Licht. Es ist ein großes Geschenk einfach innezuhalten, zu staunen und dankbar zu sein für den erlebten Moment!
Kirkenes ist der Wendepunkt der zwölftägigen Reise – es geht wieder Richtung Süden. Einige Gäste verlassen hier die MS Nordnorge, andere gehen an Bord. Die russische Grenze liegt ganz nahe und hier ist man östlicher als St. Petersburg. Kirkenes kann man bei Ankunft gleich nach dem Frühstück erkunden. Tatsächlich entdeckt man dabei Straßenschilder auf Norwegisch und in russischer Sprache. Im Ort trifft man Menschen aller Altersklassen, die sich mit einer Art Schlitten fortbewegen. Das allerdings auf den Kufen stehend und wie mit einem Roller. Spark nennt sich der Tretschlitten und ist ein hervorragendes Fortbewegungsmittel in diesen Breitengraden.
Wer möchte, besucht das Snowhotel oder geht auf King Crab Safari. Oder doch lieber einen ganz ruhigen Tag an Bord des Schiffs? Auch das darf man auf den Postschiffen von Hurtigruten. Kurz etwas Sport im Fitnessraum, danach für einen Durchgang in die Sauna und etwas Lesen in den bequemen Sesseln der Explorer Lounge mit ihrer großartigen Panoramaaussicht.
Abends am Buffet gibt es allerlei Köstlichkeiten der Coastal Kitchen von Hurtigruten, die Wert darauf legt, Regionales und Landestypisches mit wenigen Kilometern zu offerieren. Norwegischer Lachs, Kabeljau und natürlich auch die King Crabs von Kirkenes.
Mit dem Schneemobil über‘s Polareis
Für einige Abenteurer geht es gleich ins Bett – etwas Vorschlafen. Mitten in der Nacht um 1 Uhr klingelt der Wecker. Ein herrliches Abenteuer steht bevor: eine Schneemobil-Tour! Um 1.20 Uhr legt die MS Nordnorge in Mehamn an, einem – so sagt man – hübschen Fischerort, den man nachts leider nur erahnen kann. Die Teilnehmer werden mit allem Nötigen ausrüstet. Warme, sichere Kleidung, Handschuhe, Schuhe, Helm und natürlich: dem Skidoo.
Nach einer genauen Einweisung geht es los. Wie herrlich mitten in der Polarnacht durch die menschenleere, verschneite Landschaft zu fahren, zwischendurch mit dem Blick zum Himmel gerichtet, um Ausschau zu halten nach Nordlichtern. Ein unvergessliches, aufregendes Abenteuer, das verbindet und glücklich macht! Zwei Stunden später begeben sich die wagemutigen Gäste nach etwa 16 Kilometern Fahrt in Kjøllefjord wieder an Bord und schlafen selig in den Vormittag hinein. Andere besuchen einstweilen Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt.
Die wohl schönste Strecke der Südroute beginnt in der Region Vesterålen, nördlich der Lofoten. Diese benachbarten Inselgruppen bieten einige der unglaublichsten Landschaften der Welt. Wir haben sensationelles Glück, denn es ist ein außergewöhnlich klarer Tag, mit herrlicher Sonne. Man kann kaum glauben, dass es noch Mitte Februar ist, wo das Tageslicht sich auf die Zeit zwischen 9.15 Uhr und 15 Uhr beschränkt.
In Harstad gilt es eine schwierige Entscheidung zu treffen: Lernt man die Gegend lieber bei einem Landausflug kennen oder genießt man diese Passage weiter vom Schiff aus.
Auf dem Schiffsweg auf die unterschiedlich geformten Inseln und Berge zu blicken ist einfach unfassbar schön. Dazu kommt die spektakuläre Fahrt durch die sogenannte Risøyrenna. Eine schmale, eigens für Hurtigruten angelegte Fahrtrinne, die diese Passage überhaupt erst möglich macht. Der Risøy-Kanal (Risøyrenna) ist nur sieben Meter tief und wurde in den 1920er- Jahren eigens für Hurtigruten angelegt, um eine Binnenverbindung zwischen Harstad und Sortland zu schaffen.
Die Sandbänke sind durch das klare, grüne Wasser gut zu erkennen. Kurz legt man dabei im kleinen, 200 Einwohner zählenden Dorf Risøyhamn an, damit Passagiere von Bord gehen und Lebensmittel und Post an Land gebracht werden können. Dann geht es weiter über Sortland nach Stokmarknes, wo Hurtigruten vor über 120 Jahren gegründet wurde.
Wenig später wird über den atemberaubenden Tengelfjord der berühmte kleinen Trollfjord erreicht. Dieser ist lediglich zwei Kilometer lang, 100 Meter breit und von majestätischen Bergen umgeben. Der Kapitän darf im Winter wegen Lawinengefahr leider nicht einfahren, bringt die Passagiere aber bis zum Eingang für bleibende Fotoeindrücke.
Spätabendliches Ziel ist das Fischerdorf Svolvær, in dem jahrhundertealte Seefahrertraditionen bewahrt werden. Es liegt eingebettet in umliegende Inseln und steil aufragende Berge. Eine Besichtigungstour, wenn auch vielleicht in dichtem Schneegestöber, darf man sich nicht entgehen lassen.
Nachts verlässt die Nordnorge die Inselwelt der Lofoten und bricht Richtung Festland auf. Ein ruhiger nächster Tag bietet die Möglichkeit, die vielen Eindrücke des Vortages zu verarbeiten.
Das wechselhafte Wetter vergönnt leider nicht auf jeder Reise den Anblick der berühmten Gebirgsformation „Sieben Schwestern“, dafür erkundet man vielleicht in Brønnøysund bei einem kurzen Landgang die schöne Steinkirche. Brønnøysund bildet übrigens genau den Mittelpunkt Norwegens. Da frühmorgens der Polarkreis nochmals überschritten wird, den manche bereits von der nordgehenden Route kennen, gibt es auf Deck sieben auch diesmal eine kleine Zeremonie: jeder erhält einen Löffel voll Lebertran! Dass dieser heute ein gar nicht so schlecht schmeckendes Öl ist und wunderbare gesunde Stoffe in sich trägt, ist leider viel zu wenig bekannt.
Der letzte Reisetag naht und mit ihm die Möglichkeit noch einmal in den Morgenstunden Trondheim zu erkunden, wenn die Stadt langsam zum Leben erwacht. Eine Besichtigung des Nidaros-Doms ist wirklich lohnenswert. Auch an der alten Gamle Bybro Brücke spazieren zu gehen, um Fotos am Fluss Nidelven von den bunten Holzhäusern auf Stelzen zu machen, darf man nicht versäumen.
Bei einem Besuch auf der Schiffs-Brücke erfährt man von Kapitän Lars Kristian Larson und seinen Offizieren, dass die Route mit rund 14 Knoten im Schnitt zurückgelegt wird – mit umweltfreundlichem „Marine special destilat“. Wie schön, dass man bei Hurtigruten besonders auf Nachhaltigkeit achtet. Da genießen es umweltbewusste Passagiere gleich doppelt, den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Vega-Archipel an sich vorüberziehen zu lassen. Der Archipel besteht aus über 6000 Inseln, Holmen und Schären und erhielt den Welterbe-Status aufgrund der seltenen Eintracht, in der Inselbewohner und Eiderenten miteinander leben. Die Menschen errichten Behausungen für die Enten, die dafür die kostbaren, wärmenden Daunen spenden. Die Daunen sind lediglich von den Enten abgeworfen und werden von Hand gesammelt.
Das Expeditionsteam hält fast täglich Vorträge über Land und Leute. Am letzten Reisetag haben Jan und seine Mitarbeiter noch einmal eine Übersicht der gesamten Reise zusammengestellt. So können die Gäste das Erlebte in einer Bilderschau genussvoll Revue passieren lassen.
Klar wird dabei auch nochmals, wie wichtig der Fisch für die Gemeinden an der norwegischen Küste ist. Das hält auch die Stadt Kristiansund vor Augen, die wegen ihrer langen Tradition, gesalzenen, getrockneten Fisch zu exportieren, als Norwegens „Klippfischhauptstadt“ bezeichnet wird. Kristiansund verabschiedet sich mit goldenem Licht, als wir unter der Brücke zurück aufs Meer in den Abend fahren, der unser letzter sein soll auf dieser Reise. Morgen wird Bergen erreicht, der Zielhafen.
Was bleibt, sind unglaubliche Eindrücke, die man auf 4963 Kilometern Seereise bei der Gesamtroute gewinnt. Dazu lernt man unfassbar freundliche Menschen kennen, eine wundervolle regionale Kulinarik und erlebt beeindruckende Lichtstimmungen, die so kein anderes Land zu bieten vermag.
Infos beim örtlichen Reisebüro unter www.hurtigruten.com oder www.lastsecrets.de.