Die Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zum Tod. Eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur offenbart, wie die Erwachsenen in Deutschland über den Tod, die eigene Trauerfeier sowie den hierzulande nach wie vor gültigen Friedhofszwang denken. Im Verhältnis zum Sterben und den Bestattungsformen hat sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten ein enormer Sinneswandel vollzogen.
Der Umfrage zufolge wünschen sich 2022 lediglich noch 14 Prozent der Erwachsenen, klassisch beerdigt zu werden.
35 Prozent nennen dagegen die Feuerbestattung, sieben Prozent eine Seebestattung, fünf Prozent die Körperspende an die Wissenschaft. 13 Prozent ist es angeblich egal, was mit ihnen als Leiche geschieht. Der Rest machte keine Angabe oder nannte etwas anderes.
Zudem spricht sich heute mehr als die Hälfte (54 Prozent) dafür aus, dass es erlaubt werden sollte, Urnen zu Hause aufzubewahren – so wie man es zum Beispiel öfter in amerikanischen Filmen sieht. Überdurchschnittlich oft für die Aufhebung des traditionellen Friedhofzwangs sind Frauen (56 Prozent), Ostdeutsche (61 Prozent) und Menschen aus der wachsenden Gruppe der Konfessionslosen (63 Prozent).
Jahrhundertelang war hierzulande die einzig ehrenvolle Bestattungsform die Beerdigung auf dem Friedhof. Erst vor 100 Jahren, ab den 1920er-Jahren, kam die Einäscherung wieder zunehmend auf. Dabei spielte auch Angst vor Wirtschaftskrisen, Inflation und einer womöglich unwürdig ablaufenden Beisetzung im Sarg eine Rolle.
1960 wurden in der Bundesrepublik etwa zehn Prozent der Gestorbenen kremiert. 1993 waren es etwa 33 Prozent und heute sind es mehr als 75 Prozent.
Die neue Akzeptanz der Feuerbestattung hatte und hat wohl auch mit einem anderen Menschenbild und einer gewissen Fortschrittsgläubigkeit zu tun.
Der Einfluss der großen Religionen auf das Verhalten nach einem Todesfall schwindet jedenfalls: Traditionell verlangen nämlich Christentum, Judentum und Islam, einen intakten Leib zu bestatten, damit im Jenseits Körper und Seele als Einheit weiterleben können.
Laut der Gütegemeinschaft Feuerbestattungsanlagen werden Einäscherungen teurer für die Angehörigen. Nach Angaben des Verbands gibt es rund 160 Krematorien, von denen etwa zwei Drittel kommunal und ein Drittel privatwirtschaftlich betrieben werden.
Selten über eigenen
Tod nachgedacht
41 Prozent der Deutschen sagen, sie dächten nur „selten“ an den eigenen Tod, 27 Prozent sagen, sie täten dies „gelegentlich“. Acht Prozent behaupten, sich „nie“ gedanklich mit dem Tod zu beschäftigen. 20 Prozent geben an, „häufig“ oder „sehr häufig“ an die eigene Vergänglichkeit zu denken.
Gefragt nach der Idee für ihre eigene Beisetzungsfeierlichkeit geben sich 80 Prozent auffällig bescheiden. So sagen 21 Prozent, sie wollten überhaupt keine Trauerfeier für sich, 34 Prozent wünschen sich eine Totenfeier im engsten Kreis und 25 Prozent eine kleine Leichenfeier für Familie und Freunde. Sechs Prozent stellen sich ihren Abschied „eher groß“ mit Familie, Freunden, Bekannten und Kollegen vor. Zwei Prozent wollen es pompös: „so groß wie möglich“.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2040 Personen zwischen 17. und 19.10. teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.
dpa