Ruhige Buchten, schöne Strände, entspannte Menschen und jede Menge Sehenswertes
Geheimtipp Formentera
Tiefblaues Wasser. Ein heller Sandstrand. Und eine Reihe Sonnenschirme. Doch alles steht auf dem Kopf und schwankt sanft im Takt der Wellen. Das ist Paddel-Yoga am Strand von Es Pujols auf der kleinsten und südlichsten Balearen-Insel Formentera. Instruktorin Camilla nimmt ihre Kursteilnehmer für eine halbe Stunde mit in eine andere Welt, in der Balance und Genuss, aber in erster Linie auch Entspannung im Mittelpunkt steht.
Ihr Yoga-Kurs findet nicht auf festem Boden statt, sondern auf bis zu acht SUP-Boards, die an einer zentralen Plattform mitten im Wasser befestigt werden. Ganz nach dem eigenen Geschmack kann man sich dort sanft dehnen oder auch die eigene Balance ausprobieren.
Die spanische Insel Formentera ist außerhalb der trubeligen Hauptsaison ein Geheimtipp. Während die meisten Gäste auf direkt mit dem Flugzeug erreichbaren Inseln wie Mallorca oder Ibiza bleiben, bietet Formentera am Rand der Saison viel Platz, um den Reichtum der Natur zu genießen und sich von der Landschaft verzaubern zu lassen.
Der Weg nach Formentera führt über den Flughafen Ibiza, der regelmäßig von Deutschland aus angesteuert wird. Von dort ist es nicht weit zum Hafen, wo die Fähren von Trasmapi regelmäßig nach Formentera starten.
Auf der Insel gibt es eine Menge zu entdecken, sodass man gut beraten ist, sich zumindest für einen Teil des Aufenthalts einen Mietwagen zu sichern. Um auch in kleinen Gassen und bei der Parkplatzsuche entspannt zu bleiben, ist ein Kleinwagen die beste Wahl.
Mit dem gelangt man zum Beispiel zum Parkplatz des Barbaria-Leuchtturms im Südwesten der Insel. Von dort aus führt ein entspannter Spaziergang durch eine wüstenähnliche Landschaft nicht nur zum Leuchtturm, sondern auch zum in der Nähe gelegenen Torre des Garoveret. Dieser ist einer von vier Verteidigungstürmen aus dem 18. Jahrhundert entlang der Küste. Wer abenteuerlustig ist, kann neben dem Leuchtturm über eine Leiter in eine Höhle hinabsteigen und unterirdisch bis zur steil abfallenden Küste gelangen. Wer die gesamte Insel entdecken möchte, sollte sich auch den oberhalb einer 120 m hohen Steilküste erbauten Leuchtturm von Mola und die anderen auf der Insel verstreuten Türme anschauen.
Mit dem Rad
über die Insel
Alternativ zum Auto kann man die Sehenswürdigkeiten der Insel über das Netz der 32 Grünen Routen auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden. Das gut ausgeschilderte Wegenetz verbindet die verschiedenen Teile der Insel.
Die Insel hat eine Küstenlinie von 66 Kilometer – bestehend aus Felsen, Steilküste und immer wieder auch Stränden. Ein besonders schöner Strandabschnitt ist der „Caló des Mort“. Nach einem Fußweg zur Küste und einem von einem Seil unterstützten Abstieg findet man dort eine kleine Bucht und einige alte Bootsschuppen.
In diesem malerischen Ambiente kann man schwimmen, schnorcheln oder einfach in der Sonne liegen. Wer die Kalksteinküste entlang schwimmt, kommt zu den benachbarten Stränden. Unter Wasser stößt man auf eine lebendige Welt aus Mönchsfischen, Brassen und vielen anderen glitzernden Fischen.
Entspannung und Genuss findet man auch in der örtlichen Gastronomie. Im Zentrum des Ortes Pujols liegt das Fischrestaurant „Capri“. Die Kellner sprechen Englisch – und zum Teil auch Deutsch – und begeistern mit regionalen Fischgerichten.
Ein frischer Salat mit Trockenfisch, genannt Ensalada Oagesa, steht genauso auf der Karte wie Tintenfische stilgerecht serviert in der eigenen Tinte. Dazu gibt es regionalen Likör – Hierbas von der Nachbarinsel Ibiza und den etwas dunkleren Frigola mit Thymian-Note, der traditionell auf Formentera getrunken wird.
Das Angebot an Unterkünften auf der Insel ist vielfältig und reicht vom privat vermieteten Zimmer über einzelne Hotelanlagen bis hin zu Boutique-Hotels. Im Zentrum von La Savina, nicht weit vom Fähranleger entfernt, hat das frisch renovierte „Can Micalet“ eröffnet.
16 modern ausgestattete Apartments liegen auf zwei Etagen rund um einen erfrischenden Pool. Das Hostal la Savina gleich auf der anderen Straßenseite bietet ein abwechslungsreiches Frühstücksbuffet mit Blick auf die Lagune „Estany des Peix“ im Inselinneren an.
Gleich vor der Terrasse liegen unzählige farbenfrohe Boote vor Anker – am kleinen Strand sind in erster Linie Silbermöwen zu sehen. Abends verwandelt sich die Frühstücksterrasse in das Restaurant „Quimera“. Flackernde Kerzen und stilvolle Dekoration sorgen für das passende Ambiente – zum Beispiel für ein mehrgängiges Menü. Eine Vorspeise aus frischen und getrockneten Feigen mit Ziegenkäseschaum gelingt der Küche genau wie kleine Brote mit Fisch oder Tintenfisch.
Wer Urlaub auf einer Insel macht, sollte auch ins Wasser gehen. Die Gelegenheit dazu bietet das Unternehmen „Formentera Divers“ in La Savina. Während das Wasser in der Hauptsaison gerne eine Temperatur von 30 Grad erreicht, kühlt es zum Saisonende langsam ab. Um auch während der deutschen Wintermonate ins Wasser zu gehen, stattet das Unternehmen seine Gäste mit Wetsuits aus. Dann geht es mit dem Boot zu interessanten Tauch- und Schnorchelspots wie dem „S’Arc“. Wer hier schnorchelt, entdeckt unter Wasser zwei verschieden große Felsbögen, in denen sich hunderte Fische tummeln.
Die reizvolle Landschaft, die Möglichkeit, auch am Rand der Saison noch ein erfrischendes Bad zu nehmen und das vielfältige gastronomische Angebot machen Formentera außerhalb der Hauptsaison zu einem empfehlenswerten Reiseziel. Wer an anderen Orten Massentourismus erlebt hat, für den steht auf Formentera die Welt Kopf – denn hier gibt es noch ruhige Buchten, entspannte Menschen und freie Tische in den Restaurants. Christian Kolb