Plug-in-Hybride steuern unsicheren Zeiten entgegen. Anfangs als Brückentechnologie für den Übergang in die Elektromobilität von der Industrie dankbar angenommen, um ihre Volumensegmente zu elektrifizieren und die Flottengrenzwerte einzuhalten, brechen aktuell durch den Wegfall der staatlichen Stütze die Zulassungszahlen ein. Dabei haben Teilzeitstromer wie der aktuelle Kia Sportage PHEV durchaus ihre Vorzüge – vorausgesetzt, er wird „artgerecht“ behandelt. Die Experten vom Auto-Medienportal haben ihn getestet.
Immer schön aufladen
„Artgerecht“ heißt vor allem, die im Stecker-SUV verbaute 13,8 kWh-Batterie im Wagenboden nach jeder Ausfahrt immer schön wieder aufzuladen. So wird man einerseits der Idee des Antriebskonzepts, lokal und temporär CO2-frei zu fahren, gerecht – wie auch überhaupt der des E-Kennzeichens. Andererseits lassen sich die üblichen Nörgeleien gegenüber der populären Fahrzeuggattung mit dem Hinweis auf den Stecker kontern. Und obendrein, aufgrund des vergleichsweise günstigeren Stroms, auch noch ein paar Euro sparen. Auch wenn die angesichts des einphasigen Ladekabels an öffentlichen Säulen nur mit langen Standpausen erkauft sind.
Immerhin entpuppt sich hier der hinten rechts angebrachte Anschluss als Gewinn, muss man doch nicht, wie bei europäischen Wettbewerbern üblich, im vorbeirauschenden Verkehr mit dem Kabel herumhantieren. Ideal ist eine heimische Wallbox, womit der Viertürer voll aufgeladen mit seinen offiziell 70, praktisch gut 55 Kilometern Reichweite zum perfekten Pendlerfahrzeug wird.
Auch anderthalb Jahre nach seinem Marktstart fällt das 4,52 Meter lange Kompakt-SUV auf. Vor allem das Frontdesign mit der schwarzen Kühlergrillgrafik über die gesamte Breite, flankiert von bumerangförmigen LED-Tagfahrleuchten und Matrix-LED-Scheinwerfern springt ins Auge.
Der Innenraum hinterlässt selbst in der mittleren „Spirit“-Ausführung mit seinen hochwertig verarbeiteten Materialien und zeitgemäß neuester Technik einen guten Eindruck. Im mitgelieferten Lederpaket tragen die Sitze im oberen Teil der Rückenlehne Veloursbezüge, Nähte in Kontrastfarben und Belüftung sind ebenfalls inbegriffen.
Blickfang ist das gewölbte Panoramadisplay mit zwei Bildschirmen, seitlich eingerahmt von Lüftungsdüsen, das sich von der Fahrerseite bis weit über die Mitte des Armaturenbretts erstreckt. Der linke Bildschirm ist ein 31,2 Zentimeter großes, volldigitales Kombiinstrument mit brillantem TFT-LCD-Display, dessen Hintergrund-Grafik während der Fahrt eine passend animierte imaginäre Landschaft inklusive Tageszeitwechsel anzeigt.
Beinfreiheit auch auf
der Hinterbank
Die schlank gestalteten Vordersitze tragen an der Seite jeweils eine USB-C-Ladebuchse. Obwohl gerade mal 1,87 Meter breit und 1,65 Meter hoch, schaffen 2,68 Meter Radstand auf allen Plätzen Geräumigkeit. Auch die Hinterbänkler genießen Bein- und Kopffreiheit und trotz des dualen Antriebs lassen sich hinter der elektrisch öffnenden Heckklappe 540 Liter verstauen. Wird die dreigeteilte Rücksitzbank komplett umgeklappt, wächst das Gepäckraumvolumen auf bis zu 1715 Liter.
In die Gänge kommt der Plug-in-Hybrid stets über ein Sechs-Stufen-Automatikgetriebe, das die 195 kW (265 PS) Systemleistung je nach Bedarf auf beide Achsen verteilt. Dank des 67 kW (91 PS) starken Elektromotors an der Hinterachse ist der Allradantrieb stets präsent, um dem 1,6-Liter-Benziner bei wetterwidrigen Verhältnissen oder rutschigem Untergrund zur Seite zu stehen.
Elektro- und Hybridmodus lassen sich über eine Taste direkt anwählen und über den „Drive-und Terrain-Mode“-Drehregler fein justieren, was ohne spürbare Dissonanzen geschieht. Im 4×4-Betrieb stehen außerdem drei Programme für das Fahren auf schneebedeckten Straßen, Matsch oder sandigem Untergrund bereit. Nichts zu meckern gibt es am Fahrverhalten. Der Sportage Plug-in-Hybrid rollt auf seinen serienmäßigen 19-Zoll-Walzen sicher und bleibt agil. Die Ausführung „Spirit“ fährt zwar ohne elektronische Dämpferkontrolle, doch auch in schnell gefahrenen Kurven ist das 1,9 Tonnen schwere SUV leicht zu dirigieren.
Auf der Langstrecke ist die elektrische Reichweite aber schnell dahin und der kleine 42-Liter-Tank erzwingt vergleichsweise häufige Tankstopps. Anderseits animiert er aber auch den Fahrer zum gleichmäßigen und damit weniger energiefressenden Fahren. Frank Wald/Auto-Medienportal