Die Hiobsbotschaften für den Immobilienmarkt reißen nicht ab. Die Zinsen steigen, die Finanzierung eines Eigenheims wird immer schwerer, den Verkäufern von Häusern und Wohnungen bleiben die Kunden weg.
Die Folge: Die Preise sinken. Und das in einer Branche, die über lange Jahre als unverwüstlich galt. Jetzt allerdings bereits den Abgesang auf das einst dem Deutschen liebsten „Betongold“ anzustimmen, wäre verfrüht – so sind sich die meisten Experten am Markt einig.
„Tiefpunkt noch nicht erreicht“
„Ich sehe die Preise auch wieder nach oben gehen. Allerdings ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht“, erklärt Marktforscher Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland (IVD) Süd. Im ersten Quartal dieses Jahres gab es laut Statistischem Bundesamt einen Preisrückgang um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Eine Entwicklung, die sich laut Kippes in den kommenden Monaten noch fortsetzen wird.
Mit einem tatsächlichen Kollaps rechnet der Marktexperte allerdings nicht. Unterstützung erhält er hier vom Vorstandschef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels. „Ich glaube, dass die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland im Durchschnitt nicht signifikant einbrechen werden, weil dafür die Nachfrage einfach hoch genug ist“, sagte Wintels der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Regional sehen wir allerdings starke Unterschiede.“ In Metropolen reagierten die Preise für Wohnimmobilien deutlich weniger als in unattraktiveren 1b- oder 1c-Lagen.
„Angesichts auch der weiterhin strukturell hohen Nachfrage sind wir weit von einer drohenden Krise bei Wohnimmobilien entfernt.“
Wer die Zukunft – in Bezug auf den Immobilienmarkt – noch einmal in deutlich rosigeren Farben malt, sind die Experten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Laut Analyse des HWWI für die Postbank erwarten die Fachleute mit Blick nach vorne reale, also inflationsbereinigte, Preisanstiege bis 2035 – insbesondere in den größten sieben Metropolen und ihrem Umland, in vielen weiteren Großstädten sowie in Landkreisen im Süden und Nordwesten. Mit sinkenden Preisen rechnen die Fachleute allein in weiten Teilen Ostdeutschlands.
Tatsächlich kommt es auf die Region an, wie schnell und stabil sich der Markt erholen wird – hier stimmen die Experten überein. „Mittel- bis langfristig werden in den beliebten Wohnregionen wieder die üblichen Faktoren von Angebot und Nachfrage greifen. Gerade in München und anderen deutschen Metropolen haben wir aktuell eine große Angebotsverknappung bei gleichzeitig hoher Nachfrage. Das wird diese Entwicklung beschleunigen“, erklärt Kippes.
Ein großes „Wenn“ aber bleibt: „Der Immobilienmarkt wird sich stabilisieren, wenn die ganz großen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen ausbleiben“, betont der IVD-Marktforscher. Ein Faktor, der allerdings heutzutage nicht mehr unmöglich scheint. Christoph Kastenbauer