Der Plan von einer abgekühlten Stadt

von Redaktion

Bundesregierung will den Schutz vor Hitzewellen verbessern

Es wird heiß in Deutschland. Gerade in Städten sind Hitzewellen mit Temperaturen von an die 40 Grad über mehrere Tage und Wochen mittlerweile keine Seltenheit mehr. Der Grund: Besonders in stark bebauten Regionen heizt sich die versiegelte Fläche durch die Sonneneinstrahlung enorm auf, die Hitze kommt demnach im Lauf eines heißen Sommertages ebenso aus der Luft wie vom Boden. Die Folge: Die Gefahr von Gesundheitsschädigungen wie Hitzschlag und ernsten Kreislaufstörungen steigt drastisch an.

4500 hitzebedingte

Todesfälle

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 4500 hitzebedingte Todesfälle. Nun reagiert die Bundesregierung: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will laut einem Bericht der „Zeit“ noch in diesem Sommer den Schutz vor Hitzewellen verbessern.

Reichlich spät, sagen gerade viele Vertreter aus dem Gesundheitsbereich, sind doch Hitzeschutzpläne in anderen europäischen Ländern wie etwa Frankreich bereits seit Jahren politischer Standard.

Der Plan soll nach dem Vorbild Frankreichs unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegen und die konkreten Maßnahmen je nach Temperatur staffeln. Besser geschützt werden müssten nicht nur ältere Menschen, sondern auch Schwangere, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Obdachlose, sagte Lauterbach. Konkret gehe es im Hitzeschutzplan auch um die frühzeitige Warnung vor Hitzewellen. Das solle mit dem Deutschen Wetterdienst zusammen organisiert werden.

Infrastrukturen ausbauen

Kurzfristige Maßnahmen dürften aber gerade im „Glutofen“ Großstadt nicht weit genug gehen – das sehen auch die Grünen in Berlin so. Parteichefin Ricarda Lang sagte in der Hauptstadt, neben den akuten Maßnahmen bei Hitzewellen sei es wichtig, Städte und Infrastrukturen so auszubauen, dass sie vor Hitze schützen.

In München und anderen Großstädten Deutschlands werden längst Konzepte und Pläne in dieser Richtung erstellt. Städtebaulicher Hitzeschutz beinhaltet hier zwei Komponenten: Einmal die Vergrößerung der Grünflächen und hier vor allem des Baumbestandes, um durch natürliche Verschattung den Asphalt und die Bürger darauf abzukühlen. Zweitens über unbebaute Flächen sogenannte „Frischluftschneisen“ offen zu halten, sodass auch an heißen, windstillen Tagen ein reger Luftaustausch gewährleistet bleibt.

Das Problem bei diesen Plänen: Flächen sind knapp – besonders in Großstädten. Um abseits der Bebauung neue Flächen zu schaffen, müsse man laut Professor Werner Lang, der an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen innehat, an die Autos ran. Geparkte Pkw nehmen in Metropolen eine riesige Fläche ein, die auch für Grünflächen genutzt werden könnte. Die Vision der Münchner Künstlerin Gretta Louw hilft bei der Veranschaulichung: „Stell dir vor, jedes geparkte Auto ist ein Baum.“Christoph Kastenbauer

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