Blaues Meer, lange Sandstrände und schroffe Klippen, auf denen ein steinerner Leuchtturm steil in den Himmel ragt: Schon ist ein bretonisches Postkartenmotiv gezeichnet. Ganze 52 Leuchttürme stehen auf den zerklüfteten Felsen an der bretonischen See – mehr als ein Drittel der 148 Leuchttürme, die insgesamt Frankreichs Küsten sichern. Wer also schon einmal in der Bretagne war, hat mit ziemlich großer Sicherheit einen der Türme gesehen.
Fresnel-Linse vor 200 Jahren erfunden
Besonders viele Leuchttürme stehen an der bretonischen Westküste: 20 an der Zahl werfen ihr Licht auf die Irische See, die als eine der gefährlichsten Seestraßen der Welt gilt. Dass die Leuchttürme sie sicherer machen, hat die Schifffahrt Augustin Fresnel zu verdanken. Der französische Physiker entwickelte die nach ihm benannte Fresnel-Linse, die seit 1823 in Leuchttürme eingebaut wird. Vorher wurden offene Leuchtfeuer entzündet, welche die Fresnel-Linse aber mit einer deutlich höheren Lichtstärke und Zuverlässigkeit wortwörtlich in den Schatten stellte. Denn ihr Lichtkegel reicht bis zu 50 Kilometer weit auf den offenen Ozean hinaus. Eine Revolution für die Leuchtturmtechnik – und für die Sicherheit der Seeleute.
So schön der Leuchtturm von Eckmühl und seine 51 Kollegen in den Sommermonaten aussehen, so beeindruckend erscheinen sie auch in den stürmischeren Monaten im Herbst und Winter.
Als Ziel lockt unter anderem der Leuchtturm von Kermorvan, der westlich von Brest die Irische See erhellt: Ihn umgeben eine Vielzahl von Wanderwegen, von denen sich ein eindrucksvoller Blick auf den Ozean bietet. Rund um Brest ist auch der perfekte Startpunkt für eine Radtour entlang der Straße der Leuchttürme: Sie führt ab Brest auf 237 Kilometern zu allen 20 Leuchttürmen der bretonischen Westküste.
Auf der Insel Ouessant, Frankreichs westlichsten Außenposten im Nordwesten der Bretagne, ist ein ganzes Museum den Leuchttürmen gewidmet. Im Musée des Phares et Balises (Museum der Leuchttürme und Bojen), das direkt unter dem schwarz-weiß gestreiften Leuchtturm Créac’h zu finden ist, kann man allerlei Wissenswertes über maritime Signale, Schiffsbrüche, Lichttechnik, das Leben der Leuchtturmwärter und vieles mehr lernen.
Neben Créac’h gibt es vier weitere Leuchttürme auf und um Ouessant. Wer sie alle aus der Nähe betrachten möchte, wendet sich an Ondine Morin: Die Fischerin führt Gäste bei Nacht über die Insel, immer den Leuchtsignalen nach, und erzählt vom Leben auf Ouessant und von dessen Leuchttürmen, die ihr Signal in die Nacht schicken. Eine ganz besondere Tour bietet Ondine an Silvester an: Diese endet um Mitternacht am Leuchtturm Créac’h, wo mit Champagner auf das neue Jahr angestoßen wird.
Stürmische Zeiten im Herbst und Winter
Wer im Winter kommt, muss mit Stürmen rechnen, die auf dem offenen Meer für bis zu 50 Meter hochschlagende Wellen vor der bretonischen Küste sorgen. Die Jahreszeit für Stormwatcher: Sturmböen von bis zu 120 Stundenkilometern ergeben ein einzigartiges Naturerlebnis, das von sicheren Aussichtspunkten betrachtet werden kann. Zu den Hotspots an der Westküste zählen unter anderem die Halbinsel Saint-Laurent in Porspoder, die Coursen-Brücke in Plouarzel und die Küstenstraße bei Ladunvez. In der nördlichen Bretagne werden unter anderem das Meereswasserschwimmbecken in Saint-Quay-Portrieux und das Cap d’Erquy empfohlen. Die Stürme bieten unvergessliche Anblicke – das Kontrastprogramm zu den Postkartenmotiven der sommerlichen Bretagne.