Franziska Kreipl-Poller (links) und Uli Sedlmeier setzen mit ihren Urnenhäuschen neue Akzente.
Weidenach/Lohkirchen – Uli Sedlmeier hat sich neben ihrer Arbeit als Steinmetzin und Bildhauerin zur Hospiz- und Trauerbegleiterin ausbilden lassen, aus gutem Grund. Beruflich ist sie häufig mit der Gestaltung von Gräbern befasst: „Ich habe sehr viel mit trauernden Menschen zu tun. Um die Trauer besser auffangen zu können, habe ich mich beim Anna-Hospizverein in Mühldorf zuerst zur ehrenamtlichen Hospiz- und anschließend zur Trauerbegleiterin ausbilden lassen. Dort übernehme ich mittlerweile seit anderthalb Jahren ehrenamtlich Hospiz- und Trauerbegleitungen.“ Jeder Steinmetz, der auf Friedhöfen tätig ist, ist von Haus aus schon ein Stück weit Trauerbegleiter, so ihre Überzeugung. „Was ursprünglich als Hilfsmittel für meinen Beruf gedacht war, hat bei mir einen Nerv getroffen und nimmt mehr und mehr Raum ein“, so die Steinmetzin.
In der Werkstatt von Steinmetzmeisterin Franziska Kreipl-Poller in Weidenbach, in der auch Uli Sedlmeier arbeitet, finden mehrmals im Jahr Bildhauer-Workshops statt, an der auch Trauernde teilnehmen. Die Motivation: ein Objekt für ein Grab zu schaffen. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie der Kopf frei wird und die Gedanken anfangen zu wandern, wenn man sich auf den Stein einlässt und sich ganz in die Arbeit vertieft“, so Uli Sedlmeier. Für Gespräche steht sie dabei gerne zur Verfügung, muss aber nicht zwingend sein: „Ein Stein kann auch einfach kurz und klein gedroschen werden, wenn das Bedürfnis danach ist.“
Die individuelle Gestaltung von Grabmälern erarbeiten die beiden Steinmetzinnen gemeinsam mit den Kunden: „Wir versuchen dabei, auf leise Zwischentöne zu achten und diese in die Gestaltung miteinfließen zu lassen“, so Steinmetzmeisterin Franziska Kreipl-Poller. Die Hinterbliebenen können sich auch aktiv an der Arbeit am Grabstein beteiligen. „So wird das Grabmal oft zu einer Art letztes Geschenk an die Verstorbenen“, erklärt sie.
Ein weiteres großes Thema für Uli Sedlmeier ist der Friedhof als Ort des Lebens: „Meine Vision ist es, einen eigenen, trauerbegleitenden, ‚ungezähmten‘ Friedhof zu schaffen, der den Hinterbliebenen Spielraum lässt für ihre ganz individuelle Art und Weise der Trauer. Einen Ort, den man gerne aufsucht, der einem Halt gibt.“
Symbolik des Hauses
Ganz aktuell haben die Steinmetzinnen die Idee vom Urnenhäusl entwickelt. Ob Dorfgemeinschaft, antike Nekropole, die Hausurnen früherer Kulturen oder das „himmlische Jerusalem“ aus der Bibel – die Assoziationen und Bezüge dieser Gemeinschaftsgrabanlage sind zahlreich und vielfältig. Allen gemeinsam ist die Symbolik des Hauses, das für Heim- und Ankommen, für Sicherheit und Geborgenheit steht. Diese Symbolkraft eint unterschiedliche Persönlichkeiten und Lebenswege, die sich in der Gestaltung der einzelnen Häuschen widerspiegeln. „Auf diese Weise können wir jedem ein kleines, aber dennoch individuelles Grabmal als Bestandteil einer Urnenanlage ohne Pflegeaufwand bieten“, so die Steinmetzinnen. Die wachsende Ansammlung von Häusern lässt eine Gemeinschaft entstehen, so vielfältig und einzigartig wie die Menschen, für die diese stehen. Aufgebaut werden die Häuser auf einer oder mehreren Granitplatten mit naturrauer Oberfläche. Alle Sichtkanten sind handwerklich bearbeitet, die Standflächen der Häuser sind festgelegt und eingeebnet. Unterhalb der Anlage kann ein Betonring in passender Größe ins Erdreich eingelassen werden. Verrottbare Urnen können dort durch eine Öffnung in der Platte bestattet werden, falls dies gewünscht wird. Andernfalls finden die Bestattungen im Umkreis der Anlage statt. Nach Ablauf der Liegefrist können die Häuser ohne großen Aufwand entfernt und auch zu Hause aufgestellt werden. stn