Dolce Vita auf Deutschlands Straßen

von Redaktion

Probefahrt im neuen Fiat 600e

Es ist wohl den älteren Mitmenschen vorbehalten, sich der Zeit zu erinnern, als der 600er Fiat in seiner Benennung Seicento seit 1955 südlich der Alpen für mehr Platz sorgte. Mehr Platz für die Italiener mit Bewegungsdrang und wachsenden Familien. Wenn der 500er nicht mehr reichte, was der etwas längere 600er die Lösung. Heute ist er nur noch als Oldtimer zu sehen, wenn er durch gute Pflege die Anfeindungen der Korrosion überstanden hat.

Italienisches Lebensgefühl

Fiat gibt aber das Lebensgefühl und den italienischen Hang zum Dolce Vita auf Rädern nicht verloren. Innovativ ist der 600er mit einer Batterie versehen, in gewachsenem Zustand in die Lage versetzt worden, ab Mitte November die deutsche Autofahrerschaft für sich zu gewinnen. Dann starten die Händler mit den ersten Auslieferungen der beiden Ausstattungsvarianten „Red“ und „La Prima“. Neben moderner Technik und einer ansehnlichen Bestückung mit Annehmlichkeiten soll auch der Preis die Attraktivität untermalen. Ab 36490 Euro wird die Version „Red“ auf die Straße fahren.

Wer in seiner Farbauswahl noch lebendiger wirken möchte, eine höhere Ausstattungsqualität sucht, der ist mit 6000 Euro mehr dabei. Die Gegenleistung ist dann der „La Prima“, in dem auch Dinge vorhanden sind, die ansonsten in aufpreispflichtigen Sphären zu haben sind. Diese beziehen sich insbesondere auf die Komfortzone.

Bevor die ersten Testkilometer mit dem Neuling aus Italien, der aber in Polen gebaut wird, in Angriff genommen wurden, nahm die Raumkontrolle ihren Zeitanspruch. Im Vergleich mit dem Urmodell stellt sich die Frage: „Wie passten mehr als die nur derzeit besungenen zwei kleinen Italiener in ein solches Auto?“ Der heutige 600e ist zweifellos im B-Segment angekommen. Die Platzverhältnisse schränken weder den Passagier vorn noch im Fond ein. Mit vier ausgewachsenen Mitteleuropäern an Bord lässt es sich ohne Krampfangst auf längere Strecken als bis zum nächsten Ladekabel gehen.

Aber auch das kann schon weit sein. Fiat hat nach WLTP-Angaben ermittelt, dass ein 600e durchaus über 400 Kilometer mit einer Stromladung auskommen kann. Wer sich nur in der Stadt bewegt, soll es sogar bis auf 600 Kilometer bringen. In aller Regel werden die Reichweiten etwas optimistisch angegeben, auch wenn die Beheizung mit einer stromsparenden Wärmepumpe vonstattengeht.

Tanken in einer halben Stunde

Da der Fiat 600e mit einem 100 kW-Ladeanschluss ausgestattet ist, brauchen die Fahrerinnen oder Fahrer nicht länger als eine knappe halbe Stunde „tanken“, wenn sie den Energievorrat von 20 auf 80 Prozent aufstocken wollen. Damit liegt das Fahrzeug im allgemeinen Trend, der optimistische Zeitgeister nicht davon abhält, mit dem Dolce-Vita-Verbreiter in den Urlaub zu fahren.

Ganz viel Gepäck sollte nicht dabei sein, weil der Kofferraum mit 360 Liter Aufnahmekapazität an seine Grenzen stößt. Auch eine Anhängerkupplung ist nicht vorgesehen.

Das Interieur lässt sich schon auf den ersten Blick dem italienischen Konzern zuordnen. Per Tasten werden Vorwärts- und Rückwärtsgang geschaltet, auch die Bedienung der Grundausstattung von Licht bis Blinker erfordert kein vorheriges Studium. Erst bei der Bedienung der Konnektivitäts-Möglichkeiten sollte man das Fahrzeug abstellen, um sich durch das Menü zu tasten.

Um im Verkehr angemessen dabei zu sein, ist das 156 PS (115 kW) starke Aggregat kräftig genug. Es beschleunigt den 600e innerhalb von neun Sekunden auf Tempo 100. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ist die abgerigelte Grenze erreicht. Damit sollten auch alle Ziele in angemessener Zeit erreichbar sein.

Weil Fiat im B-Segment lange Zeit nicht vertreten war, wird sich der neue 600er ganz sicher in Kürze positiv in den Verkaufszahlen bemerkbar machen. Der Grund dafür dürfte nicht nur deutlich gestiegene Qualität gegenüber dem ursprünglichen 600er sein. Auch der Preis ist im Verhältnis zu Mitbewerbern im Elektrosegment relativ niedrig angesetzt. Kurt Sohnemann

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