Das „Böhmische Paradies“ auf Wanderwegen genießen

von Redaktion

118 Kilometer langer goldener Pfad voller Geschichten und Angebote der heimischen Küche Nord- und Ostböhmens

Liberec – Wer auf der Suche nach den redensartlichen „Böhmischen Dörfern“ ist, sollte sich vorerst auf die Wanderwege des „Böhmischen Paradieses“ begeben. Böhmen ist geografisch leicht nach Tschechien einzuordnen. Das von den Einheimischen bezeichnete Paradies ist schon schwieriger zu verorten. Es befindet sich vor allem zwischen den Städten Hruba Skala und Turnov und ist ein schönes Ziel für Wanderfreunde. Neben Natur pur vermitteln die Teilstrecken des 118 Kilometer langen „goldenen Pfades“ eine Fülle von Begegnungen mit der Historie und den kulinarischen Besonderheiten der heimischen Küche überwiegend Nord- und Ostböhmens.

Längst verlassene Felsenburgen

Blicke über Flussniederungen, hinab von Aussichtspunkten, die von der Eiszeit oder von längst verlassenen Felsenburgen herrühren, bieten Ansichten einer vielfältigen Natur. Wer auf der Suche nach Wanderungen von überraschenden Schönheiten ist, wird im Norden Tschechiens unweigerlich fündig. Im „Böhmischen Paradies“ liegen das Riesen- und Isergebirge. Während sich Liberec als größte Stadt dieses Landstriches höflich wegduckt, wird die Hauptrolle von bizarren Sandsteingebilden eingenommen. Der „goldene Pfad“ schlängelt sich durch diese Kulisse, ohne den Wanderer vor waghalsige Aufgaben zu stellen. Immer wieder säumen schöne Aussichten den Weg und faszinieren mit unterschiedlichen Perspektiven.

Teils sind die mächtigen Formationen aus paläozoischen Sandsteinen von der Natur geformt, teils von Menschen so bearbeitet, dass sie Schutzfunktionen übernehmen konnten. Die vielen Burgen lassen auf wehrhafte Auseinandersetzungen schließen. Heute kämpfen eher die Kletterer mit den Herausforderungen, die ihnen von den Steinen geboten werden.

Auf den Spuren Wallensteins

Die Region war Heimat des böhmischen Feldherren Wallenstein. In Jicin gibt es zahlreiche historische Spuren des später in Eger ermordeten Protagonisten des 30-jährigen Krieges, darunter ein Schloss und seine Residenz. Insbesondere die Loggia zeigt das Leben des ehemaligen Besitzers imposant auf. Jicin ist aber auch durch seine Bedeutung als Märchenstadt über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Viele der berühmten und bekannten tschechischen Märchen wurden hier erfunden und werden auch heute noch in Jicin aufgeführt.

Heimat von Rübezahl

Rübezahl etwa ist eine Märchengestalt, die dem nahen Riesengebirge zuzuordnen ist. An vielen Punkten der Wanderungen auf dem „goldenen Pfad“ wird die Schneekoppe des Grenzgebirges zu Polen sichtbar und dient als malerischer Punkt in der Kulisse. Auf der 118 Kilometer langen Wanderstrecke durch Böhmen hat die landschaftliche Schönheit aus grünen Wiesen, Buchen- und Mischwäldern sowie den weitgehend unberührten Flusstälern die Menschen in ihrer Liebe zur Region gefestigt.

Die starke Heimatverbundenheit fließt in das Lied „Tschechi grasne tschechi me“ ein, was so viel heißt wie „Böhmen, mein Böhmen“. Ob Jana Kralovcova, die für den tschechischen Tourismus in Berlin tätig ist oder die heimische Ewa Ouzka, die als regionale Tourismusexpertin arbeitet, beiden kommt das Lied text- und notensicher spontan über die Lippen, als die Rede auf musikalisches Kulturgut kommt.

35 Burgruinen und viele Schlösser

Die 35 sichtbaren Burgen und Burgruinen auf dem „goldenen Pfad“ haben den Besuchern dieser historischen Stätten viel zu erzählen. Ruinen wie Frydstejn und Rotstejn sind beliebte Stationen für Wanderer. Sie wirken wie Vulkansteingebilde, Zeitzeugen aufgereiht auf einer Perlenkette aus vergangenen Jahrhunderten. In diese Reihe fügen sich auch nahtlos Schlösser, die größtenteils liebevoll aufgearbeitet heute als feudale Hotels oder Weingüter dienen. Weniger komfortabel als in den Hotels wohnten noch bis 1892 Menschen in den Resten der Burgruine Valecov aus dem 14. Jahrhundert. Noch heute zeugen einige Wohnungen von den Lebensverhältnissen dieser Zeit nahe dem Ort Bosen.

Skisprungschanze Lomnice

Wie dezent Tschechien das Zusammenspiel von Natur und Tourismus pflegt, lässt sich an der Skisprungschanze in Lomnice erkennen. Die Sportanlage fügt sich ohne Raubbau am Gelände in die Landschaft und bietet Sportlern wie Zuschauern eine prächtige Kulisse. Weitere kostenlose Infos, Broschüren und Landkarten unter: www.visitczechia.com, sowie regional unter www.retionliberec.de und www.hkregion.cz/de.

Kurt Sohnemann

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