Steckt der Ziegel in der Krise?

von Redaktion

Der beliebte Baustoff gerät unter Druck

Allein die Farbe ist ein Qualitätsmerkmal: Das rötlich schimmernde Äußere verleiht einem Ziegeldach in der Abendsonne einen heimeligen Effekt, der gebrannte Ton oder Lehm gilt zudem als besonders robust und feuchtigkeitsregulierend. Zudem steht der Baustoff für sehr gute Dämmeigenschaften und hohe Nachhaltigkeit. Trotz all dieser positiven Eigenschaften gerät der Ziegel hierzulande immer mehr unter Druck. Grund hierfür ist vor allem die allgemein negative Entwicklung innerhalb der Bauindustrie. Aber nicht nur.

„Das zurückliegende Jahr hat in der Ziegelindustrie Spuren hinterlassen. Absatzprobleme, temporäre und dauerhafte Werksschließungen sowie Kurzarbeit kennzeichneten den Geschäftsverlauf eines Teils unserer Mitgliedsunternehmen“, erklärt Attila Gerhäuser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Ziegelindustrie (BVZi). Ursächlich für diese Negativentwicklung sieht Gerhäuser hier vor allem die allgemeinwirtschaftliche Lage. Diese zeigt sich deutlich im Wohn- und Gebäudesektor – etwa durch einen gravierenden Einbruch der Neubautätigkeit. „Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW teilt mit, dass etwa 2000 seiner gut 3000 Mitgliedsunternehmen, die beinahe ein Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland verwalten, 2024 und 2025 nach gegenwärtiger Lage gar keine Wohnungen mehr errichten können“, so der BVZi-Hauptgeschäftsführer.

Tatsächlich ist dies nicht die ganze Wahrheit hinter der aktuellen Krise. Der Baustoff bekam in den vergangenen Jahren mehr Konkurrenz. Einst neben Beton führend, machten in jüngerer Vergangenheit gerade Holz und – im Fertigbau – verschiedene Kunststoffe dem Ziegel den Markt strittig. Nur noch knapp jede dritte Wohneinheit wird heute in Deutschland mit Ziegeln errichtet. Zudem benötigt die Herstellung viel Energie – Brennöfen müssen in der Regel eine Temperatur von rund 1000 Grad erreichen. Energie, die aktuell hauptsächlich aus Erdgas generiert wird: Ungefähr 80 Prozent beträgt der Anteil dieses Energieträgers an der deutschlandweiten Produktion. Dennoch: Ist der Ziegel fertig, steht er in fast allen Belangen für Nachhaltigkeit und Stabilität. Eigenschaften, die Gerhäuser in diesen schweren Zeiten auch für seine Branche voraussetzt: „Die deutsche Ziegelindustrie ist resilient.“ Ck

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