Der Wohnungsbau in Deutschland ist in der Krise, und auch in Bayern lässt sich diese Negativentwicklung nicht mehr verleugnen. Besserung ist indes auch für dieses Jahr nicht in Sicht – der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes erwarten sogar einen weiteren Rückgang bei der Bautätigkeit. Wen Krisen bekanntlich am stärksten treffen, sind die sozial schwächer Gestellten. Umso beunruhigender ist es hier, dass auch sozial orientierte Wohnungsunternehmen bayernweit dieses Jahr wohl immer weniger Wohnungen zur Verfügung stellen können.
Einbruch zeichnet
sich ab
Die Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen – die alle sozial orientiert sind – haben 2023 rund 4500 Wohnungen fertiggestellt. Damit wird die seit 2015 andauernde Wachstumsphase der sozial orientierten Wohnungswirtschaft zu Ende gehen. Das berichtet die Wohnungswirtschaft Bayern, der größte Zusammenschluss sozialer Wohnungsverbände im Freistaat. Ein Einbruch bei den Wohnungsbauzahlen zeichnet sich bereits ab: Für das Jahr 2024 planen 40 Prozent der 506 Verbandsmitglieder, ihre Investitionen in den Neubau zu reduzieren. Von den Streichungen sind auch die Modernisierungsmaßnahmen betroffen. Fast jedes dritte Unternehmen will hier kürzen. Das ergab eine Mitgliederbefragung des Verbandes. Als größte Baubremsen benannten die Unternehmen die gestiegenen Finanzierungszinsen, fehlende Verlässlichkeit bei der Förderung und unzureichende Fördermittel.
Unsicherheit bei
Förderungen
Nur 55 Prozent der Wohnungsunternehmen bewerten ihre Geschäftslage als sehr gut oder gut. Der Anteil der Befragten, die ihre Geschäftslage als schlecht einschätzen, hat sich gegenüber dem Vorjahr von sechs auf neun Prozent erhöht. Neben den schlechten Rahmenbedingungen macht Verbandsdirektor Hans Maier auch das aktuelle Förderchaos rund um die wohnungswirtschaftlichen Programme der KfW für die Frustration in der Branche verantwortlich: „Nach dem Stopp für die Förderung des genossenschaftlichen Wohnens Ende November hat es nun auch das Programm für den klimafreundlichen Neubau erwischt“, kritisiert der Verbandschef. „Die großen Fragezeichen bei der Zukunft der Förderung sorgen für Planungsunsicherheit.“
Wie wichtig eine zuverlässige Förderung ist, geht aus der Umfrage hervor. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen geben an, dass eine verlässliche Fördermittelausstattung einen starken Effekt auf den eigenen Wohnungsneubau haben würde. Wichtig für mehr Wohnungsneubau wäre auch eine Überarbeitung der Normen und Anforderungen in den Förderprogrammen. 90 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer geben an, dass eine Absenkung der energetischen Standards dafür sorgen könnte, dass ihr Unternehmen mehr Wohnungen bauen könnte. „Das obere Limit für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist der Effizienzstandard EH55, der auch weiter gefördert werden muss“, kommentiert Maier. Eine starke positive Wirkung auf den Wohnungsneubau würden auch verringerte Stellplatzanforderungen erzielen, das bestätigen 40 Prozent der Unternehmen.
Gerade im sozialen Wohnungsbau sind günstige Baukosten von hoher Bedeutung, um Geringverdienern entsprechend niedrige Mieten anbieten zu können. Das bekräftigt auch Maier: „Deshalb müssen die hohen Baukosten dringend sinken.“ Für den wohnungspolitischen Kurs der Bundesregierung hat der Verbandsdirektor dabei kein Verständnis. „Das ehrgeizige Ziel von 400000 neuen Wohnungen jährlich scheint eine Zukunftsvision zu bleiben. Im Augenblick beobachten wir mehr Hürden als Hilfen für den Wohnungsbau.“ Christoph Kastenbauer