In Berufen, die einen Hochschulabschluss erfordern, ist das relative Automatisierungspotenzial durch Künstliche Intelligenz am höchsten. KI hilft zum Beispiel bei Abgleich- und Klassifizierungsaufgaben im Versicherungsgewerbe, um automatisiert Schadensbilder zu verarbeiten, im Gesundheitswesen bei der Diagnose von Röntgenbildern oder im elektronischen Handel, etwa durch Chatbots im Kundenservice.
Im verarbeitenden Gewerbe übernimmt die KI Bildverarbeitungs- und Klassifizierungsaufgaben zur Fehlererkennung und Qualitätssicherung oder managt zum Beispiel Lieferketten. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Software, also Software-Systeme ohne KI, kommen dagegen eher bei Tätigkeiten von Beschäftigten mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau zum Zug.
„Berufe, die keine oder eine formale berufliche Ausbildung voraussetzen, erfordern derzeit in der Regel keinen Umgang mit großen Datenmengen, der durch den Einsatz von KI erleichtert werden kann“, erklärt IAB-Forscherin Verena Malfertheiner. Statt KI geht es hier um softwarebasierte Systeme, die repetitive, weniger qualifizierte Tätigkeiten übernehmen oder zumindest unterstützen können.
Finanzen und Handel, weniger betroffen
Ganze Berufe können Technologien eher nicht übernehmen. Die Anwendung Künstlicher Intelligenz und Software-Systeme ist im verarbeitenden Gewerbe sowie in der Informations- und Kommunikationstechnik besonders hoch.
Dagegen sind die Bereiche Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, der Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie der Gesundheits- und Pflegebereich weniger betroffen.
Einsatz in Berufen mit Fachkräftemangel
Dabei könnte das relative Automatisierungspotenzial durch Künstliche Intelligenz und Software in Berufen mit Fachkräfteengpässen eher eingesetzt werden als in Berufen ohne Engpässe. „Nicht alle Potenziale werden jedoch jetzt oder in der nahen Zukunft ausgeschöpft“, erläutert IAB-Forscher Michael Stops. „Ganze Berufe sind eher selten vollständig automatisierbar, da viele KI- und Software-Anwendungen einerseits noch in ihren Fähigkeiten begrenzt sind und andererseits ohnehin nur spezifische Tätigkeiten unterstützen“, so Stops weiter.
Bei sozialen Fähigkeiten hält KI bislang nicht mit
Berufe mit höherem Frauenanteil wie beispielsweise im Verkauf und in der Gesundheits- und Krankenpflege weisen zudem geringere relative Automatisierungspotenziale auf als Berufe mit höherem Männeranteil.
„In Berufen mit einem hohen Frauenanteil sind häufiger umfassende soziale, zwischenmenschliche und kommunikative Fähigkeiten gefragt, da können digitale Technologien bislang nicht mithalten“, führt Ko-Autorin Marie-Christine Fregin von der Universität Maastricht aus.
Unternehmen und Beschäftigte unterstützen
Inwiefern sich Automatisierungspotenziale auf Beschäftigung und die Lohnentwicklung auswirken, müsse weiter untersucht werden, so die Autoren der Studie. Unternehmen und Beschäftigte sollten unterstützt werden, damit Produktivitätssteigerungen durch technologische Innovationen möglichst breit zur Wirkung kommen. Maßnahmen seien die Förderung von Umschulungs- und Weiter-Bildungsangeboten.