Dass zu hohe Standards den Wohnungsbau unnötig verteuern und verlangsamen – dieser Meinung sind hierzulande immer mehr Experten sowie Vertreter der Wirtschaft und der Wohnungsverbände (wir berichteten). Nun meldet sich auch Christian Bruch zu Wort, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerk und Wohnungsbau (DGfM). Ganz bewusst kritisiert er in einem Pressestatement die Bundesregierung. Sie versuche, mit Förderungen die viel zu hohen Kosten am Bau auszugleichen, scheitere damit aber krachend. Denn Förderungen könnten den Prozess nicht umkehren, wenn ein Wirtschaftsbereich nicht aus sich selbst heraus rentabel ist. Oder, wie es Bruch formuliert: „Wir wollen alleine laufen können.“
„Bau muss
leistbar sein“
Die Stoßrichtung richtet sich dabei wie so häufig gen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen, der seit vergangenem Jahr das Effizienzhaus (EFH) 55 zum Standard im Neubau erklärt hat. Das EFH 55 benötigt – mithilfe hoher Baustandards in Sachen Dämmung und nachhaltiger Heiztechnologie – verglichen zum Referenzgebäude nur 55 Prozent der Primärenergie. Um eben diese hohen Standards geht es aber in der aktuellen Diskussion. Laut Bruch machten besagte Energieeffizienzanforderungen den Neubau in vielen Fällen schlicht zu teuer. „Für die Bedarfsdeckung beim Wohnungsbau kommt es nicht allein darauf an, was technisch machbar ist, sondern es muss auch wirtschaftlich leistbar sein“, so der DGfM-Vorsitzende.
Zwischen Umwelt
und Wirtschaft
Wie so oft steht die Diskussion im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Umwelt. Denn dass Energiesparbedarf im Gebäudesektor besteht, der weltweit für etwa ein Drittel des ausgestoßenen CO2 verantwortlich ist, darüber ist man sich auch in der Baubranche weitgehend einig. Uneinigkeit besteht wie so oft im Grad der Beeinträchtigung. So fordert Bruch in seinem Statement ganz explizit die Rücknahme der Anforderungserhöhung in Sachen EFH 55. Maßnahmen wie digitale Bauanträge oder modulares, systemisches Bauen könnten zwar Baukosten auch wieder senken, würden aber vor dem Hintergrund der hohen Energiestandards bei weitem nicht ausreichen, um die Bauwirtschaft hierzulande wieder auf eigene Füße zu stellen.Ck