Den Bauern glangt’s: Tag für Tag rackern sie sich ab, um einwandfreie, wohlschmeckende und qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Dabei müssen sie nicht nur körperlich schwer arbeiten, obendrein sehen sie sich mit einem Wust an Bürokratie und Regulationen konfrontiert. Das Fass zum Überlaufen brachten jetzt die Pläne der Regierung, die Rückvergütung für den Agrardiesel zu streichen.
Bauern arbeiten nach strengeren Regeln
„Die Vorgaben, gemäß denen wir wirtschaften, sind ungleich strenger als die unserer europäischen Berufskollegen“, erklärt Demeter-Bauer Andi Neichl aus Tuntenhausen. „Gleichzeitig müssen wir uns dem globalen Wettbewerb stellen.“
Mit den politischen Plänen zum Agrardiesel wurde auch für ihn und seine Berufskollegin Silke Hertrich eine rote Linie überschritten. „Es handelt sich nicht um eine Subvention. Die Mineralölsteuer wurde ursprünglich erhoben, um das Geld in den Straßenbau zu stecken. Deshalb konnten sich die Bauern 21,48 Cent pro Liter vom Hauptzollamt zurückerstatten lassen, weil wir die Straßen ja nicht kaputt fahren“, erklären die beiden Landwirte.
Seit 8. Januar protestieren nun die Bauern auf den Straßen. Die Politik hat auf den massiven Unmut hin zumindest ein wenig gezuckt: Zwar soll nun die Kfz-Steuer-Befreiung für die Landwirte bleiben und die Agrardieselrückvergütung nur sukzessive über drei Stufen in den nächsten drei Jahren auslaufen.
„Das ist ungefähr so, als würde dir einer zwei Geldbeutel stehlen, einen zurückgeben und darüber sollst du dich dann freuen“, vergleicht Silke Hertrich die Lage.
Die Bauern wollen sich mit den „halbscharigen“ Angeboten der Politik nicht mehr zufrieden geben. Zu viel hat sich in den vergangenen Jahren aufgestaut.
Thema Flächenstilllegung: Betriebe, die über zehn Hektar Ackerfläche bewirtschaften, sollen vier Prozent ihrer Fläche stilllegen. „Das kommt einer Enteignung gleich“, findet Andi Neichl senior. Und fragt sich: „Wie sollen wir die ganzen Menschen noch ernähren – und zwar mit einwandfreien, gesunden, regionalen Lebensmitteln?“
Profundes Wissen statt starrer Vorgaben
Thema Düngeverordnung: Sehr kritisch sehen Neichl, seine Eltern und Silke Hertrich die Vorschriften zum Düngen. „Es gibt ideale Bedingungen dafür“, erklärt Neichl senior. „Der Boden muss befahrbar sein und das Wetter trüb, am besten kurz bevor der Regen einsetzt.“ Denn dann entstehen keine Flurschäden und die Gülle kann vom Regen in den Boden eingewaschen werden.
Auf diese Weise kann der Boden die Nährstoffe ideal aufnehmen. Die Geruchsbelästigung hält sich in Grenzen, da Wasser den Stickstoff bindet. Und auch die Straßen bleiben sauber.
Dazu kommt, dass die Böden unterschiedlich beschaffen sind. Ein schwerer, lehmiger oder moosiger Boden muss anders behandelt werden wie ein eher leichter, sandiger Boden. Güllefahren sollte also nicht vom Datum abhängen, so wie es die derzeit geltenden Vorschriften verlangen, sondern vom Wetter und den Bedürfnissen der Natur.
„Die Landwirte sind die Experten“
„Die Bauern wissen am besten, wann welche Arbeiten am sinnvollsten erledigt werden. Die meisten wirtschaften seit Generationen mit ihren Böden – und zwar umwelt- und naturgemäß. Die jungen Landwirte kommen von der Universität, die sind auf dem allerneuesten Wissensstand. Zugleich kann die ältere Generation ihre Erfahrungen mit einfließen lassen“, so Neichl.
Kritisch sehen die Tuntenhausener Bauern auch die Ausbringung mit dem Schleppschlauch.
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