Zum Ende des Winters drohen vielen Haushalten hierzulande wieder hohe Nachzahlungen bei ihren Heizkosten. Im Zuge der erhöhten Energiepreise fällt dabei ein Faktor schmerzlich ins Gewicht: die Kosten für den Messdienstleister. Die Gebühren, die Großunternehmen wie Techem, Ista oder Brunata erheben, dürfen Vermieter zu 100 Prozent an ihre Mieter durchreichen. Und das ist häufig nicht wenig. Eine Untersuchung des Bundeskartellamts aus dem Jahr 2019 ergab, dass Zahlungen für Ablesedienste für die Hälfte der Mieter mehr als zehn Prozent ihrer Nebenkostenabrechnung ausmachten, für rund ein Viertel der Mieter sogar mehr als 15 Prozent.
„Wenige beherrschen den Markt“
Über die Angemessenheit und Marktkonformität dieser Gebühren scheiden sich seit Langem die Geister. So sieht der Deutsche Mieterbund einen „von wenigen Messdienstleistern beherrschten Markt, die die Preise bestimmen“, wie Pressesprecherin Jutta Hartmann erklärt. Die Macht der Ablesefirmen sei nach wie vor immens. „Mieter können den Gebühren in der Regel nichts entgegensetzen.“
Vertreter der Messdienstleistungsbranche können mit dieser Kritik wenig anfangen. „Wenn ich so Vorwürfe wie ,oligopolistische Strukturen‘ höre, bekomme ich Gänsehaut“, sagt Sprecher Dirk Schmitt von Techem. Diese seien tatsächlich nicht vorhanden. Unterstützung bekommt er hier von Christopher Intsiful von Brunata. „Im Zuge der Digitalisierung – gerade auch in unserem Bereich – entstehen viele neue Startup-Dienste. Zudem kann sich heute jeder Vermieter ein Gerät kaufen, um die Messungen selbst durchzuführen.“
Offensichtlich prallen hier zwei verschiedene Sichtweisen aufeinander, in einem Markt allerdings, der generell vor neuen Herausforderungen steht. „Die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf die Heizungsablesung sind stark gestiegen“, erklärt Gerold Happ vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Bei Neuinstallationen ist eine fernablesbare Technik mittlerweile Pflicht, Mieter müssen mehrmals im Jahr über ihren Heizenergieverbrauch informiert werden, Vermieter richten zu diesem Zweck digitale Mieterportale ein. Oder lassen sie eben einrichten, genau wie alle anderen neu dazugekommenen Leistungen in der Regel an professionelle Dienstleister outgesourct werden – und so natürlich auch Aufwand und Kosten verursachen.
Messdienstleister hierzulande wollen sich nicht zum Sündenbock abstempeln lassen, Mietern überhöhte finanzielle Belastungen zuzumuten. Die Leistung dahinter habe schlicht einen konkreten Wert.
Das würden im Übrigen auch viele Mieter so sehen, wie Intsiful erklärt. „Mittlerweile haben viele Leute erkannt, wie hilfreich unsere Dienstleistungen sein können.“ Durch die Verbrauchsinformationen etwa, die Messdienstleister nun mehrmals im Jahr zur Verfügung stellen, könnten Haushalte ihren Energieverbrauch besser einschätzen – und so wirksame Hebel für konkrete Einsparungen setzen. Christoph Kastenbauer