Stadt der Köstlichkeiten

von Redaktion

New York City ist die Stadt, die niemals schläft und immer isst. Kein Wunder bei der kulinarischen Auswahl, die die Metropole zu bieten hat. Buchautor DerkHoberg verrät seine Lieblings-Hotspots unter den 23000 Restaurants der Metropole.

Die bunte Vielfalt New Yorks begeistert mich und das hat einen guten Grund: Seit jeher kommen Einwanderer aus aller Welt nach New York. Sie alle hatten und haben ihre Träume und natürlich jede Menge Rezepte aus ihrer Heimat im Gepäck. So verschmelzen im Big Apple die Aromen aus über 200 Nationen. In New York City wartet hinter jeder Ecke eine neue kulinarische Welt darauf, entdeckt zu werden. Weit über 1000 Kilometer zu Fuß und unzählige Subway-Meilen war ich in den letzten Jahren in den Häuserschluchten Manhattans und den anderen vier Boroughs unterwegs, um diese Welten für meinen „Speiseführer New York“ zu erkunden. Auf diesem Weg habe ich nicht nur Einblick in New Yorker Küchen erhalten und mich quer durch die Stadt gefuttert, sondern faszinierende Menschen kennenlernen dürfen. Hier sechs meiner Favoriten:

Der kultige 91-Jährige

Eine sehr bewegende Geschichte hat der 91-jährige iranische Einwanderer Ray Alvarez zu bieten, der 1964 nach New York kam und bis 2011 auf seine Einbürgerung warten musste. Zunächst verdingte er sich als Tellerwäscher, bevor er 1974 einen kleinen Laden am Tompkins Square Park übernahm. Millionär ist er leider nicht, ein Fixstern im vor allem unter Nachtschwärmern beliebten East Village aber allemal. Noch immer steht er täglich in seinem schrullig-schrägen „Ray‘s Candy Store“, in dem er sich mit seiner liebenswürdigen Art und den in Backteig frittierten(!) Oreos einen Namen gemacht hat.

Ein wenig jünger als das Unikat Ray sind die Großmütter aus aller Welt, die in der „Enoteca Maria“ auf Staten Island voller Inbrunst den Kochlöffel schwingen. Liebevoll bereiten die Omas althergebrachte Gerichte aus ihrer jeweiligen Heimat so zu, als ob sie für ihre Enkel kochen würden.

Während das berühmte Little Italy in Lower Manhattan sich zur überteuerten Touristenfalle entwickelt, findet man in der Arthur Avenue in der Bronx noch eine intakte italienische Community. Über 100 Jahre alte italienische Feinkostläden wie die „Teitel Brothers“ oder „Mike‘s Deli“ im historischen Arthur Avenue Market strotzen vor Tradition. Bei Mike werden neben italienischen Pasta-Klassikern auch Eigenkreationen wie Italian Sushi serviert: In Parmaschinken eingerollter Rucola, getrocknete Tomaten und Parmigiano Reggiano. Statt in Sojasauce dippt man in Aceto Balsamico.

Luke Holden kam als Investmentbanker nach New York, startete 2009 aber mit einem kleinen Imbiss durch und verdankt seinen Erfolg einem Street Food der etwas anderen Art: der Lobster Roll, die er inzwischen in acht „Luke‘s Lobster“-Filialen in New York feilbietet. Unbestrittener Hotspot für den leckeren, aber kostspieligen Snack ist jene im Brooklyn Bridge Park. Dort genießen Sie nämlich nicht nur reichlich Wildfang-Hummer aus Maine im Hot-Dog-Brötchen, sondern auch den Blick auf die Skyline Manhattans.

Mehr Käse geht nicht

Macaroni and Cheese ist eines der New Yorker Lieblingsgerichte schlechthin und sorgt beim Essen stets für ein fotoreifes Grinsen. „S‘MAC“, kurz für Sarita‘s Mac and Cheese, ist seit 17 Jahren eine Instanz im East Village und hüllt seither die gesamte Nachbarschaft in den Duft zart schmelzenden Käses. Besonders empfehlenswert ist der S‘MAC Sampler in der gusseisernen Pfanne, der acht verschiedene Geschmacksrichtungen von Bergkäse über Cheeseburger bis Gorgonzola enthält.

Die riesigen Austernbänke der New York Bay machten den Big Apple einst zur Welthauptstadt der Schalentiere. Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Bestände aufgegessen. Kein Wunder, waren sie damals eher Street Food als Luxusgut. Heute genießt man sie stilvoll auf dem Austernschiff „Grand Banks“, das genau an dem Ufer liegt, wo die Austernkähne einst in Downtown landeten.

Eine Telefonzelle in einem Hot-Dog-Laden? Ein Geheimtipp im wahrsten Wortsinne, mit dem man im „Crif Dogs“ zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Wer den Hörer abnimmt und die Nummer 1 wählt, kann einen Platz in der Speakeasy Bar „Please Don‘t Tell“ buchen – eine Reminiszenz an die vielen versteckten Flüsterbars während der Prohibitionszeit (1920 bis 1933). Während der Wartezeit, bis sich die Geheimtür in der Telefonzelle zur Bar öffnet, bleibt genug Zeit für einen klassischen New Yorker Hot Dog im Crif Dogs. Derk Hoberg

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