Lissabon feiert

von Redaktion

Vor 50 Jahren „Nelken-Revolution“ in Portugal

Die Hafenstadt Lissabon steht für Internationalität. Von hier sandten Portugals Könige Schiffe zur Schaffung eines Weltreiches aus. Hier wurde 2007 der Vertrag von Lissabon unterzeichnet, der die Europäische Union demokratischer und transparenter machte. Doch über Jahrzehnte, die gar nicht allzu weit zurückliegen, war das Land im äußersten Südwesten Europas isoliert, rückständig und autoritär geführt. Erst vor 50 Jahren, mit der „Nelken-Revolution“ vom 25. April 1974, begann Portugal einen wirtschaftlichen und demokratischen Nachholprozess, der bis heute andauert.

Zeit für einen kleinen Rückblick: Schon seit Längerem hatte es unter den jungen Offizieren gebrodelt. In der Nacht zum 25. April 1974 brach der landesweit gut vorbereitete Putsch los. Das verabredete Zeichen für den Start des Marsches in Richtung Lissabon war ein vom Regime verbotenes Protestlied, zweimal hintereinanander im Radio gespielt.

Die Bevölkerung jubelte den Panzern der aufständischen Truppenteile zu, steckte rote Nelken in die Gewehrläufe: ein internationales Symbol der sozialistischen Arbeiterbewegung. Sie gaben dem Umsturz letztlich seinen Namen.

Ein Protestlied
als Zeichen

Erstaunlich war: Der Nelken-Revolution wurde kaum Widerstand entgegengesetzt. Viele Armeemitglieder liefen noch in dieser Nacht zu den Aufständischen über. Dennoch starben vier Menschen durch Schüsse der Verteidiger. Diktator Caetano musste fliehen, rettete sich nach Madeira und ging von dort ins Exil nach Brasilien.

In den darauffolgenden Tagen wurden politische Gefangene freigelassen, eine Amnestie verkündet. Oppositionelle kehrten aus jahrelangem Exil zurück. Mit der „Nelken-Revolution“ vom April 1974 begannen einige sozialistische Experimente – und Portugals langer Kampf um Anschluss an Europa und die EU, der bis heute andauert. Es war und ist nicht einfach für Portugal und doch wird dieses Wochenende erst einmal gefeiert. Ein Konzert steht an und ein paar Ausstellungen werden eröffnet, die noch bis in den Mai hinein besucht werden können.

Termine in Lissabon:

• Fotoausstellung „Factum“ des Revolutionsfotografen Eduardo Gageiro zum 50. Jahrestag der Nelken-Revolution in der Cordoaria Nacional, der historischen Seilerei, heute ein Kunstmuseum (Eintritt frei, bis 5. Mai)

• Ausstellung „Jewels for Democracy“ im Royal Treasury Museum des Pálacio Nacional da Ajuda

• Ausstellung „MFA und der 25. April“ in der Gare Marítima de Alcântara, dem Cruise-Terminal am Hafen: Die Ausstellung ist eine Initiative der Gedenkkommission, die die Rolle der Bewegung der Streitkräfte (MFA) beim Sturz der Diktatur und beim Aufbau der Demokratie ikonografisch und audiovisuell veranschaulicht. (www.visitlisboa.com/
en/events/25th-of-april-celebration) Alexander Brüggemann/ KNA

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