Schummel am Bau?

von Redaktion

Lobbyisten-Verband erhebt Vorwürfe in Bezug auf Energieeffizienz-Test im Neubau

Schummeln manche Baufirmen bei Qualitätstests in Bezug auf die Energieeffizienz im Neubau? Das legt eine Pressemitteilung des Verbands Privater Bauherren (VPB) nahe. So muss, wer für den Neubau seines Wohnhauses KfW-Fördermittel in Anspruch nehmen will, einen „Blower-Door-Test“ (Gebläsetürtest) durchführen lassen. Damit wird die Luftwechselrate der Gebäudehülle geprüft, die wiederum für die Energiebedarfsrechnung des Hauses maßgeblich ist und gesetzlich vorgegebene Grenzwerte nicht überschreiten darf. Dabei sollen manche Firmen dem VPB zufolge hin und wieder ein wenig nachhelfen, wenn die Ergebnisse nicht den erwünschten Erwartungen entsprechen.

Baufirma muss
Mangel beseitigen

Denn zeigt der Blower-Door-Test überhöhte Werte, ist es zunächst Sache der verantwortlichen Baufirma, den Ursachen dieser unzureichenden Luftdichtheit auf den Grund zu gehen und diese zu beseitigen. Dafür sind die Fehlstellen in der Luftdichtheitsebene der Gebäudehülle zu lokalisieren und dann mit gebotener handwerklicher Sorgfalt zu verschließen. Das ist allerdings zeitaufwendig und entsprechend teuer.

Die Wirklichkeit auf den Baustellen sehe deshalb oft anders aus, erklärt der Bausachverständige Marc Ellinger aus dem VPB-Regionalbüro Freiburg-Südbaden. „Man trifft immer wieder auf überregional tätige Messdienstleister, die zugeben, dass bei den Terminen einfach so lange gemessen wird, bis der Wert passt.“ Anstatt die Fehlstellen in der Gebäudehülle ordnungsgemäß zu reparieren, würden bestehende Öffnungen für den Blower-Door-Test kurzerhand mit regelwidrigen, provisorischen Verschlüssen abgedichtet. „Da passiert es durchaus, dass die Fugen zwischen Fensterflügel und Fensterrahmen, die eigentlich dem Mindestluftwechsel dienen sollen, einfach abgeklebt werden“, so Ellinger.

Wenn daraufhin die Messergebnisse den Vorgaben entsprechen, entfernen den Lobbyisten zufolge manche Firmen diese Abdichtungsimprovisationen wieder, ohne die eigentlichen Ursachen für die unzureichende Luftdichtheit zu beheben. Der Verband rät deshalb: Muss der Blower-Door-Test wiederholt werden, sollten Bauherren zum Messtermin einen Bausachverständigen hinzuziehen. Denn nur ein Experte könne laut VPB einschätzen, ob die Baufirma die Gründe der ungenügenden Luftdichtheit der Gebäudehülle korrekt identifiziert und beseitigt habe – oder sich zum Nachteil des Bauherrn mit Schummeleien einen schlanken Fuß mache.

Schwere Vorwürfe, welche Vertreter der Bauwirtschaft nicht unwidersprochen stehen lassen wollen. „Hier werden hiesige Baufirmen pauschal unter Generalverdacht gestellt. Das ist inhaltlich falsch und führt zu Verunsicherung am Markt“, kritisiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

„Unsere Mitgliedsunternehmen sind Fachunternehmen, die ihr Gewerk verstehen und ordentliche Arbeit abliefern.“ Dass es Firmen geben könnte, die sich wie vom VPB beschrieben verhalten, möchte Pakleppa zwar nicht ausschließen. Diese seien allerdings nur Ausnahmen, welche die Regel bestätigten.

Christoph Kastenbauer

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