Sind Bauvorgaben zu lasch?

von Redaktion

Holzbauverband kritisiert EU-Gebäuderichtlinie und warnt vor Folgen für Klimaschutz

Dem einen sind sie zu streng, den anderen zu lasch: Regelungen rund um die Energieeffizienz im Gebäudesektor. Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass der EU-Rat dem Kompromiss zur Neufassung der EU-Gebäudeenergieeffizienz- Richtline zugestimmt hat. In diesem Kompromiss wurden viele geplante Regelungen entschärft oder gleich ganz aufgehoben, wie etwa eine Sanierungspflicht für die energetisch schlechtesten Gebäude. Vertreter der Bauwirtschaft atmeten auf, sahen sie doch manche Regelungen als „finanziell unzumutbar“ an. Erleichterung über den Kompromiss verspürt man hingegen im europäischen Dachverband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes weniger.

Im Gegenteil: „Wir bezweifeln, dass damit die Zielvorgaben der Europäischen Kommission zum Erreichen der Klimaneutralität in Europa bis zum Jahr 2050 effektiv erreicht werden können“, kritisierte der Präsident des Dachverbands, Peter Aicher.

Seine Kritik richtet sich dabei nicht nur gegen den EU-Kompromiss, sondern auch gegen eine seiner Meinung nach zu zögerliche Gesetzgebung hierzulande. Worauf der Holzbauverband verweist: Bereits im vergangenen Herbst wurde das Gebäudeenergiegesetz (GEG) 2023 in Deutschland verabschiedet.

Um die anhaltende Baukonjunkturflaute auszugleichen, wurden dabei einerseits der energetische Standard beim Neubau auf das Effizienzhaus 55-Niveau (EH-55) erhöht und andererseits der mit dem GEG 2025 geplante EH-40-Standard im Neubau gestrichen. „Das wird fatale Folgen für den Klimaschutz haben“, warnt Aicher. Die CO2-Emissionen im Gebäudesektor könnten dadurch weder bezüglich des Umfangs noch zeitlich ausreichend reduziert werden, um bis zum Jahr 2050 in Europa Klimaneutralität zu erreichen.

Der auch von der Baubranche vielfach proklamierte Grund, zu strenge Regelungen seien Baukostentreiber und gerade in aktuellen Krisenzeiten nicht hinnehmbar, will der europäische Dachverband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes nicht gelten lassen. Eine vergleichende Analyse der beiden Energiestandards EH 55 und EH 40 zeige dem Verband zufolge, dass mit wenigen Zentimetern mehr Wandaufbau, also Dämmung, bereits der energieeffizientere Gebäudestandard EH 40 erreicht werden kann.

„Jeder Zentimeter Dämmung rechnet sich also vom ersten Tag an“, erklärt
Aicher. Auch weil sich mit einer gut gedämmten thermischen Hülle die notwendige Haustechnik geringer dimensionieren lasse. ck

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