Geht es aufwärts im stark gebeutelten Immobiliensektor? Aktuelle Zahlen lassen es vermuten, auch wenn sie immer im Kontext der aktuellen Krisenzeiten gelesen werden müssen. So lagen nach Daten des Immobilienvereins Deutschland (IVD) Süd die Immobilienumsätze in Bayern im ersten Jahresquartal mit 6,5 Prozent deutlich über dem Vorjahresniveau.
Niedriges Niveau als
Ausgangslage
Bevor man allerdings allzu früh das Ende der Krise ausruft, gilt es, die Vergleichswerte dieser Steigerung zu bedenken. Denn sie ging von einem sehr niedrigen Niveau aus. Seit dem zweiten Quartal 2022 (als die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine innerhalb der Wirtschaft immer greifbarer wurden), gingen die Immobilienumsätze in Bayern – abgesehen von leichten quartalsmäßigen Schwankungen – kontinuierlich zurück. Darauf verweist auch Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. „Die starke und schnelle Zunahme der Bauzinsen, eine gestiegene Inflation sowie hohe Bau- und Energiekosten führten zu einer spürbaren Abkühlung des Marktgeschehens: Die deutlich gesunkene Nachfrage führte zu einem Rückgang der Immobilienverkäufe.“
2023 entwickelte sich das Transaktionsvolumen in Bayern uneinheitlich: Das Jahr startete im ersten Quartal mit einem mäßigen Ergebnis von elf Milliarden Euro, das im zweiten Quartal mit 10,6 Milliarden Euro noch weiter unterboten wurde. Im dritten Quartal ermittelte der IVD mit 12,4 Milliarden Euro ein zwischenzeitlich wieder etwas stärkeres Ergebnis. Das Jahr 2023 endete – wie es begann – mit einem schwachen Ergebnis von 10,7 Milliarden Euro (viertes Quartal 2023). Ausgehend von diesem schwachen Ergebnis ist die aktuell zu verzeichnende Umsatzsteigerung zwar ein Trend in die richtige Richtung, aber längst kein Grund zur Entwarnung. Im ersten Quartal wurden bayernweit Immobilien im Gesamtwert von 11,7 Milliarden Euro umgesetzt.
Anzeichen einer
leichten Belebung
Auch Marktanalyst Kippes bremst allzu hohe Erwartungen – noch: „Obwohl es Anzeichen einer leichten Belebung gibt, bleibt die Gesamtnachfrage nach Immobilien im Frühjahr 2024 noch deutlich unter dem Nach-Corona-Niveau. Potenzielle Käufer sind nach wie vor zurückhaltend und prüfen ihre Entscheidungen sorgfältig, nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen allgemeinen Lebenshaltungskosten sowie unsicherer wirtschaftlicher Aussichten.“
Dennoch, ein positives „Aber“ kann sich Kippes dabei nicht verkneifen. So könne ein verbessertes Finanzierungsumfeld in den kommenden Monaten neue Impulse setzen. „Bereits seit September 2023 verbleibt der EZB-Leitzins auf konstantem Niveau, ab Mitte 2024 könnte erstmalig seit Langem eine Zinssenkung folgen. In den letzten Monaten ist die Inflation bereits deutlich gesunken; auch die Zinshöhe für Wohnungsbaukredite zeigte im Januar 2024 gegenüber dem Vormonat leicht nach unten“, erklärt der Analyst. Hinter den beschriebenen Prognosen steht ein wichtiger Markthebel: Steigt die Kaufkraft der Bevölkerung bei gleichzeitig sinkenden Zinsen im Baubereich, dürften Nachfrage, Umsätze und Preise am Immobilienmarkt wieder stärker anziehen. Christoph Kastenbauer