Systempresse? Mitnichten!

von Redaktion

So funktioniert die Nachrichtenauswahl auf den 24er-Portalen

Wer wissen möchte, was los ist in der Region, kommt an den News-Portalen von OVB24 praktisch nicht vorbei. Gemäß der Devise „das Wichtigste zuerst“ sind die relevantesten Informationen bereits auf den ersten Blick auf den Startseiten der 24er-Portale zu sehen. Hinter den Schlagzeilen und Themen aus der Region, Bayern und der Welt steckt ein komplexer Prozess. Wer entscheidet, welche Nachrichten ganz oben stehen und welche erst auf den zweiten Blick sichtbar sind? Sebastian Aicher ist Redakteur am Newsdesk von OVB24 und kennt sich mit dem täglich Brot der Nachrichtenauswahl aus. „Im Grunde sind die Vorlieben der Leser unser Hauptaugenmerk, wenn es darum geht, welche Nachrichten wo platziert werden – allein deshalb schon lässt sich da auch nichts von oben herab steuern“, erklärt Aicher und verweist auf die redaktionelle Unabhängigkeit.

Das passiert „hinter
den Kulissen“

„Es gibt keine Musterlösung, wie man seine Seiten baut“, erzählt Aicher. „Bei uns in der Redaktion ist jeder mal CvD, also ‚Chef vom Dienst‘. Der CvD entscheidet unter anderem über die Anordnung der Nachrichten und natürlich hat jeder so seine eigene Handschrift. Der eine platziert eine Geschichte weiter oben, ein anderer weiter unten.“ Dabei spielen die Klickzahlen eine entscheidende Rolle. Denn sie zeigen in Echtzeit, welche Artikel gut ankommen und welche nicht. „Es kommt wahnsinnig viel auf das Gespür an, das man mitbringt“, betont der CvD. „Man muss die Nachrichtenwerte einschätzen können und ein Gefühl dafür haben, was für unsere Leser relevant ist und was sie interessiert.“

Auf die Mischung
kommt es an

Es braucht sowohl informative als auch unterhaltende Inhalte, aktuelle Nachrichten und Hintergrundberichte – nur so schaffe man ein ausgewogenes Angebot, so Aicher: „Man kann natürlich nicht nur Unfälle und Verbrechen auf den Top-Positionen, die sofort ins Auge springen, platzieren. Es muss eine Mischung aus sogenannten Good-News und Bad-News sein.“ Sonst wirke die Seite zu eintönig und sehr negativ. Das merke man auch sofort an den Leserzahlen. „Nicht zu vergessen unsere Nachrichtenvielfalt. Wir bringen ja auch Geschichten, die nicht so viele Klicks erzielen, aber trotzdem für einige Leute relevant sind. Es ist Teil unseres journalistischen Auftrags, viele verschiedene Themen und Meinungen widerzuspiegeln, und passt auch zu unserem Slogan ‚Nichts verpassen‘.“

Und dann sind da noch die Plus-Artikel, die hinter der Paywall liegen. Sie sind nur für Abonnenten der 24er-Portale und der OVB-Heimatzeitungen zugänglich. Sie bieten ausführliche Hintergrundrecherchen, Vor-Ort-Reportagen, Interviews und Service-Geschichten. „Wir müssen darauf achten, dass wir nicht nur PaidContent oben auf der Seite haben, sondern auch ausreichend Gratis-Artikel.“ Schließlich gehe es auch darum, über die frei zugänglichen Geschichten viel Reichweite zu generieren, neue Leser auf das Portal zu holen und ausführliche Hintergrundberichte exklusiv für Abonnenten anzubieten.

Jede Nachricht eine
Hammermeldung?

Doch was passiert, wenn sich ein Thema als Flop entpuppt? „Wenn ein Artikel, den ich als Top-Aufmacher eingeschätzt habe, und ganz oben auf der Seite platziere, nicht läuft, dann muss ich als CvD reagieren“, erklärt er. Manchmal reiche es schon, die Überschrift oder das Artikelbild zu überarbeiten. Im Extremfall bleibe aber nichts anderes übrig, als den Beitrag auszutauschen und durch einen neuen zu ersetzen. All das geschieht unter enormem Zeitdruck. Gerade an nachrichtenreichen Tagen fühle er sich manchmal „von einer Flut an Artikeln erschlagen“, schildert der CvD. „Dann weißt du gar nicht, wie du die alle unterbringen sollst.“

Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist er auf eine solide Datenbasis angewiesen. Deshalb sei es so wichtig, dass die Leser der Verwendung von Cookies zustimmen. „Nur dann können wir vollständig nachvollziehen, was wie gut gelesen wird. Anhand dieser Daten optimieren wir unser Angebot und stimmen es auf die Interessen unserer Leser ab.“ Die Befürchtung, dass damit personenbezogene Profile erstellt werden könnten, ist unbegründet. „Die Daten dienen allein dazu, die Vorlieben unserer Leserschaft insgesamt besser kennenzulernen. Wir erkennen auch nur die Endgeräte und nicht die Personen, die diese nutzen.“

Unterm Strich entscheidet also eine Mischung aus Bauchgefühl, Erfahrung und knallharten Zahlen, welche Nachrichten uns auf den 24 er-Portalen zuerst ins Auge springen. Und im Hintergrund sorgen die CvDs mit Gespür und Geschick dafür, dass für jeden Geschmack und jedes Interesse etwas dabei ist – egal ob Boulevard oder Hochkultur, Klatsch oder Katastrophe. Ein Job, der nicht nur journalistisches Können, sondern auch eine gehörige Portion Menschenkenntnis und psychologisches Gespür erfordert. Denn am Ende geht es immer darum, die Leser dort abzuholen, wo sie gerade stehen – und ihnen genau das zu liefern, was sie in diesem Moment lesen wollen.vr, mda

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