Herr Hausstetter, Sie sind mit 35 Jahren nicht nur der zweitjüngste Bürgermeister im Landkreis, es ist auch ihre erste Amtsperiode. Welche Gründe haben Sie dazu gebracht, sich 2020 zur Wahl zu stellen?
Es klingt wie ein Allgemeinsatz, stimmt aber trotzdem: weil ich die Gemeinde voranbringen wollte. Ich bin in Rohrdorf geboren, hier aufgewachsen und im Ort und seinem Vereinsleben tief verwurzelt. Und wenn man von Haus aus ein Typ ist, der gerne Dinge anschiebt, dabei versucht Altgewohntes auch mal neu zu denken, dann liegt es nahe, das auch in und mit der Gemeinde tun zu wollen.
Hatten Sie dabei schon große Projekte im Auge?
Ja, ich hatte durchaus große Projekte im Auge und wir haben auch sogleich Vieles angestoßen. Man muss sich aber auch ins Amt und in den Verwaltungsapparat einfinden. Das gelang mir, denke ich, ziemlich schnell. Wenn dann die Stärken und Schwächen der Gemeinde erkannt sind, vor allem jene, die in der Struktur stecken und auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich sind, braucht es Zeit, viel Zeit sogar.
Und was haben Sie bei diesem Eintauchen in die Gemeindestruktur entdeckt?
Dass Rohrdorf in den vergangenen Jahrzehnten sicher nicht schlecht verwaltet worden war, aber dass doch jede Menge Dinge zutage kamen, die einfach liegengeblieben waren. Die, so meine Überzeugung, galt es zunächst alle herauszufinden, um sie dann Schritt für Schritt ab- und aufzuarbeiten.
Woran denken Sie da etwa?
Ein gutes Beispiel ist die Sanierung kommunaler Liegenschaften und der Infrastruktur: Wasserleitungen müssen erneuert, das Turner-Hölzl saniert und Brandschutzmaßnahmen ergriffen werden. Oder Achenmühle: Jahrelang hatten die Bürger in diesem Ortsteil das Gefühl, etwas abgehängt dazustehen. Jetzt wird endlich der Dorfplatz erneuert, nach enger Abstimmung mit den Bürgern und Vereinen, weshalb es dort auch eine Eisdiele und einen Vereinsstadl geben wird.
Da klingt etwas Stolz mit, wenn sie das sagen..
Stolz nicht, weil ich weiß, dass dies nur der Anfang war und noch viele weitere Projekte folgen werden. Auch zahllose kleinere. Die nimmt der Bürger zwar selten bewusst war, sie sind aber keineswegs Nebensächlichkeiten. Die hauptsächliche Arbeit von Verwaltung und Bürgermeister besteht selten aus dem Planen von Großprojekten, das meiste steckt im Kleinen, im Nachbessern, Korrigieren, Instandhalten und Ordnen.
Also wird man in der Realität als Bürgermeister von der Alltagsarbeit meist so in Beschlag genommen, dass alle Visionen Wunschträume bleiben?
Nein, denn idealerweise lässt sich ja das eine mit dem anderen verbinden. Das jüngste Hochwasser hat aber einmal mehr gezeigt, dass gelegentlich Geplantes zurückstehen muss, wenn wichtige andere Maßnahmen notwendig sind, die nicht aufgeschoben werden dürfen, auch wenn sie zunächst nicht oder nicht in der Form geplant waren. Wenn beim Hochwasser eine Straße zerstört wird, kann ich nicht sagen, dass wir dafür kein Geld im Haushalt haben und nicht handeln können. Da gilt es pragmatische und schnelle Lösungen zu finden.
Ist man dann enttäuscht, wenn andere Projekte hintanstehen müssen oder Erfolge in der Öffentlichkeit vergleichsweise wenig Widerhall finden?
Ich bin nicht angetreten, in der Hoffnung, irgendetwas zu hinterlassen, das dann auf ewig meinen Namen trägt. Mir ging und geht es um die Sache. Ich möchte mich mit allem, was mir zur Verfügung steht, für meine Gemeinde einsetzen. Dass man dabei gelegentlich nicht immer nur positive Reaktionen erntet, ist völlig normal.
Das klingt, als würden einem die Vorstellungen, mit denen man am Anfang angetreten ist, durch die Realität langsam, aber sicher zurechtgestutzt?
Nein; ein zentraler Punkt, der mich zur Kandidatur gebracht hat, ist ja nach wie vor für mich entscheidend: Immer wieder zu versuchen, neuen Wind in das Denken und Verhalten der Gemeinde zu bringen. Nicht von allen wird das als positiv empfunden, denn der Mensch bleibt lieber beim Gewohnten. Aber wenn man nicht versucht, alte Umstände immer mal neu zu denken, dann werden einen irgendwann die Umstände selbst dazu bringen – und das meist auf ziemlich harte Art und Weise. Das Interview führte Johannes Thomae