Vogtareuth kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde, zwischen Rosenheim und Wasserburg am Inn gelegen, erfolgte im Jahr 953 mit der Schenkung des Orts an das Kloster St. Emmeram in Regensburg. Heute ist Vogtareuth bekannt für seinen Flugplatz und mehr noch für die Schön-Klinik, die sich als Fachzentrum für pädiatrische Neurologie, Neuro-Rehabilitation und Epileptologie einen Namen gemacht hat. Ein Dorf, in dem es sich also gut leben und arbeiten lässt. Ein Gespräch mit Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter.
Im Großraum Chiemgau schießen die Grundstücks- und Mietpreise durch die Decke. Wie kann Ihre Gemeinde dennoch sozialverträglichen Wohnraum schaffen?
Rudolf Leitmannstetter: Vom Grundsatz her müsste man dafür einfach Baugrund ausweisen. Aber das ist nicht mehr so einfach wie früher. Das Modell Einfamilienhaus hat wenig Zukunft, ist finanziell kaum zu stemmen. Wir müssten also mehr Doppelhaushälften oder Mehrfamilienhäuser errichten. Aber auch das ist nicht so einfach. Wir haben als Gemeinde gar nicht so viel Grund. Auch können wir keinen Grundstückseigentümer zwingen, sein Grundstück zu veräußern. Viele Grundstücke sollen innerhalb der Familie verbleiben, werden aber nicht bebaut. Kann man also eine Bauzwang verlangen? Alternativ könnte man über Erbpacht nachdenken: Gemeindlicher Grund wird an junge Familien verpachtet. Wir haben im Gemeinderat schon mehrfach darüber debattiert. Aber bislang ohne greifbares Ergebnis.
Ist Ihre Gemeinde bei der Kinderbetreuung gut aufgestellt?
Wir haben Glück, alle Kindergarten- und Krippenkinder haben wir bisher untergebracht. Bislang waren wir in der glücklichen Lage personell gut aufgestellt zu sein. Aber auch wir werden nicht von der Personalknappheit verschont, so dass unsere Hauptaufgabe darin liegt, den Kindergartenträger bei der Nachbesetzung einer Stelle bis zum Herbst zu unterstützen. Denn gutes Personal in der Kinderbetreuung ist das A und O. Das AWO-Haus für Kinder in Vogtareuth bietet Platz für 119 Kinder: 95 im Kindergarten, davon 20 im Container, und 24 in der Kinderkrippe. Der katholische Kindergarten St. Vitus in Zaisering betreut 50 Kinder, zusätzlich zwölf Kinder unter drei Jahren in der Krippe. Im angeschlossenen Hort werden bis nachmittags zusätzlich 15 Kinder betreut. Um mehr Kindergartenplätze zu schaffen, wurde eine dritte Gruppe in Zaisering geschaffen. Auch in der Grundschule Vogtareuth sind zwei Kindergartengruppen untergebracht. Die kennen das Haus, wenn sie am ersten Schultag mit der Schultüte kommen. Ansonsten geht alles in der Grundschule seinen gewohnten Gang. Vormittags Unterricht, und nachmittags findet die Mittagsbetreuung im ersten Stock statt.
Da die Zahl älterer Menschen steigt, muss eine Gemeinde aber auch mehr für die Senioren tun.
Da gibt es nichts Spruchreifes zu vermelden.
Stichwort Geflüchtete und/oder Obdachlose: Können Sie Geflüchtete beziehungsweise Obdachlose unterbringen?
Wir haben nicht viele Geflüchtete im Ort. Die Geflüchteten sind privat und teilweise im Gemeindehaus untergebracht. Wir hätten aber auch kein Grundstück anzubieten.
Wie sieht für Sie das Wohnen in Zukunft in Ihrer Gemeinde aus?
Wie schon erwähnt, ist es schwierig, allen Bürgerinnen und Bürgern Grund anzubieten. Bauen ist teuer, sehr teuer geworden. Auf lange Sicht sollte es unser Ziel bleiben, nachzuverdichten, um weiteren Flächenverbrauch durch die Ausweisung weiterer Neubaugebiete zu vermeiden. Das heißt, weniger Einfamilienhäuser, stattdessen mehr Doppelhaushälften oder Mehrfamilienhäuser. Auch Bauernhöfe, die nicht mehr aktiv Landwirtschaft betreiben, könnten umgenutzt werden. Da könnte man schon noch einigen Wohnraum schaffen.
Und zu guter Letzt: Wenn Sie sich persönlich eine Auszeit nehmen, wollen Sie uns Ihren Lieblingsplatz verraten oder haben Sie einen Ausflugtipp?
Einen speziellen Lieblingsplatz habe ich nicht. Und wenn, dann sind das die Berge. Gern und immer wieder auch mal die Hochries. Ich bin eben gern in den Bergen unterwegs, sommers wie im Winter.
Interview: Elisabeth Kirchner