Ein bayerischer Lichtblick

von Redaktion

Im Freistaat steigen die Immobilienumsätze 2024 deutlich an

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland gibt schon längere Zeit Anlass zur Sorge, letztens schrumpfte sogar das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent. Eines der größten Sorgenkinder ist dabei die Bauwirtschaft: Einst einer der großen Motoren der deutschen Marktwirtschaft, kränkelt der Bereich aktuell mit niedrigen Neubauzahlen und stark sinkenden Baugenehmigungen. Dennoch: Letztens mehrten sich am Immobilienmarkt die Zeichen einer leichten Erholung. Eine spürbare Erholung im Hochbau soll zwar nach Einschätzung der Strategieberatung EY-Parthenon erst 2026 einsetzen. Doch erste Lichtblicke sind schon jetzt auszumachen – und die vor allem in Bayern.

„Talsohle scheint
überschritten“

So sind in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres nach Analyse des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd die Immobilienumsätze im Freistaat deutlich gestiegen – mit einem Plus von 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und damit das erste Mal seit drei Jahren. Wurde 2021 – vor dem russischen Überfall auf die Ukraine – noch ein Transaktionsvolumen von insgesamt 72 Milliarden Euro erreicht, sanken die Umsätze 2022 auf 65,7 Milliarden Euro und 2023 sogar auf 44,6 Milliarden Euro. Nun geht es also erstmalig wieder bergauf, was auch den Experten Anlass zur Hoffnung gibt. „In der ersten Jahreshälfte 2024 scheint die Talsohle in Bayern endlich überschritten worden zu sein“, erklärt etwa Professor Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts.

Rückläufige
Hypothekenzinsen

Steigende Immobilienumsätze freuen dabei nicht nur Makler und Verkäufer. Eine höhere Nachfrage nach Immobilien kurbelt den gesamten Wirtschaftsbereich an, da Investitionen in den Neubau sich so wieder zu lohnen beginnen. Der Hauptgrund für die aktuelle Erholung liege laut Kippes dabei vor allem in den wieder etwas günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten: „Maßgeblich trugen die seit dem Ende 2023 rückläufigen Hypothekenzinsen dazu bei, dass die Anzahl der Transaktionen wieder zunahm.“

Käufer und Verkäufer
finden wieder zusammen

Ein weiterer möglicher Faktor für die Umsatzsteigerungen: ein Markt, der nun so langsam wieder zu sich selbst findet. Nachdem sich die Immobilienpreise bis 2021 gerade in München und anderen attraktiven Regionen Bayern vielfach innerhalb von zehn Jahren verdoppelt hatten – und auch oft als überbewertet galten – mussten Käufer und Verkäufer in Zeiten der Krise wieder zusammen finden. Dieser Prozess könnte nun bald abgeschlossen sein. „Derzeit wird am Wohneigentumsmarkt viel gepokert und gehandelt, immer mehr Marktteilnehmer greifen jedoch bei geeigneten Preisen zu“, so Kippes. Die positive Entwicklung betrifft allerdings aktuell nur das Bundesland Bayern. Deutschlandweit sinkt der Immobilienumsatz weiter, wenn auch nur leicht. So wurde zwischen Januar und Juni 2024 im gesamten Bundesgebiet ein Immobilienumsatzvolumen in Höhe von insgesamt 114,9 Milliarden Euro registriert – ein Minus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr.

Wachsende
Bevölkerung und Wirtschaftskraft

Laut Kippes gibt es für diesen bisher nur regional begrenzten Aufschwung mehrere Gründe. Einmal der Standortvorteil: In Bayern – und dort gerade in München, dem direkten Umland und dem bayerischen Oberland – finden auch hochpreisige Immobilien aufgrund der attraktiven Lage häufig immer noch einen Abnehmer. Zudem wächst die Bevölkerung im Freistaat stetig, was Bedarf und Nachfrage nach Wohnraum ankurbelt. Auch wirtschaftlich ist Bayern stark, das nötige Kapital zum Immobilienkauf somit häufiger als im Rest von Deutschland verfügbar.

Ein Grund allerdings hat mit all dem wenig zu tun. Der Rückgang der Immobilienumsätze ab 2022 war gerade in Bayern – nach allzu goldenen Jahren – bundesweit mit am höchsten. Nach einem tiefen Fall wirkt dann der erste Schritt nach oben, in Prozenten gesehen, auch größer, als er in Relation sein mag. Ein Schritt nach oben ist es allerdings allemal. Christoph Kastenbauer

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