Genossenschaftsverband rudert zurück

von Redaktion

Drastischer Rückgang bei Neubauwohnungen

Noch im Juli dieses Jahres war man beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen guter Dinge. Verbandsdirektor Hans Maier vermeldete beim Forum kommunale Wohnungsunternehmen positive Zahlen: So hätten die im VdW Bayern organisierten Wohnungsgenossenschaften 2023 fast 2500 Wohnungen gebaut. Für das aktuelle Jahr sei die Fertigstellung von 2184 Wohnungen geplant. Nun – Anfang August – rudert der Verband zurück. Laut einer aktuellen Pressemitteilung werden die 356 sozial orientierten Wohnungsgenossenschaften in diesem Jahr nur noch rund 500 Wohnungen errichten. Das ist ein Rückgang um 40 Prozent im Vorjahresvergleich.

Fehlender Spielraum
für Neubauprojekte

Verantwortlich seien die hohen Baukosten und eine Verschiebung der Investitionen vom Neubau zur energetischen Modernisierung der Wohnungsbestände. „Die Wohnungswirtschaft baut zwar auch in der Baukrise“, so Maier. Doch gerade den Wohnungsgenossenschaften fehle angesichts hoher Kosten und Anforderungen aktuell der Spielraum für weitere Neubauprojekte. Durch die Bau- und Zinskostensteigerungen hat sich nach Berechnungen des VdW Bayern die zur Refinanzierung der Projekte wirtschaftlich nötige Miete seit 2021 um 65 Prozent erhöht. „Mieten von 16 Euro und mehr können und wollen die Genossenschaften aber nicht bei ihren Mietern abrufen“, erklärt Maier. Noch im Juli hatte der Verband dessen niedrige Durchschnittsmiete von 7,05 Euro hervorgehoben und sich als Garant für bezahlbares Wohnen in Bayern positioniert.

Gut drei Wochen später klingt das deutlich weniger enthusiastisch. Laut VdW-Pressemitteilung gebe es für die Wohnungsgenossenschaften zwei große Herausforderungen: Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, um den Druck auf dem Wohnungsmarkt zu lindern, sowie die Wohnungsbestände klimaneutral auszurichten. Angesichts der begrenzten finanziellen Mittel entschieden sich immer mehr Wohnungsgenossenschaften für Investitionen in den Klimaschutz – auf Kosten von mehr bezahlbaren Wohnraum.

Die aufgeführten Gründe sind nachvollziehbar, betreffen sie doch oft die gesamte Bauwirtschaft. Warum die aktuelle Misere im Verband allerdings innerhalb eines so kurzen Zeitraums so deutlich zutage tritt, mag verwundern. Auch Maiers Ausblick ist nun alles andere als positiv: „Der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt wird zukünftig eher noch zunehmen.“ Ck

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