Viele Hersteller haben den Kleinwagen mangels Rendite abgeschrieben. Dagegen hält Kia seinem Picanto mit einem zweiten Facelift seiner dritten Generation die Treue. Zudem fährt die koreanische Marke dem E-Hype ein wenig in die Parade. Denn die an Sicherheit und Komfort aufgewertete mobile Einkaufstasche kommt auch weiterhin mit zwei Benzinmotoren aus.
Von vorn betrachtet erweist sich der Picanto als kleiner Gernegroß, der neuen Designlinie „Opposites United“ (Gegensätze vereinigt) verpflichtet, die mit dem großen Bruder EV 9 ins Rampenlicht trat. Die charakteristische Front wirkt hier doch ein wenig großmäulig, da die kantig gestalteten LED-Scheinwerfer den Kleinwagen optisch breiter erscheinen lassen. Dagegen ist das Stabilität ausstrahlende Heck mit durchgehender Lichtsignatur, die vertikale Rückleuchten verbindet, nahezu klassisch gestylt. Innen herrscht Wohlfühlatmosphäre. Nie hat man den Eindruck, dass einem beim geringsten Aufprall schon der Motor auf den Schoß fallen könnte. Vorn haben die bequemen Sitze viel Seitenhalt, im Fond finden zwei Erwachsene Platz. Das Kofferraumvolumen (255 Liter bis 1010 Liter) ist Spitze bei den Kleinstwagen. In puncto Motor bleibt es beim 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 63 PS und dem 1,2-Liter-Vierzylinder mit 79 PS, beide kombiniert mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe. Da sind keine Wunder zu erwarten, doch bei einem Kampfgewicht von knapp unter einer Tonne zeigt sich der Picanto in der 79-PS-Version doch einigermaßen ausgeschlafen. Ein ideales Stadtwägelchen, bei Überlandfahrten und auf der Autobahn gut mithaltend. Das komfortbetonte Fahrwerk und die direkte Lenkung tun ein Übriges.
Dagegen kann sich der in den vier Ausstattungslinien Edition 7, Vision, Spirit, GT-Line und einer limitierten Launch-Edition antretende Picanto in Sachen Technologie auch mit höherklassigen Konkurrenten messen. So bietet schon die Einstiegsversion ein digitales 4,2-Zoll-Cockpit-Display, Navigation mit Over-the-air-Karten- und Software-Updates, Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Spracherkennung sowie eine Rückfahrkamera. Zu den Sicherheitssystemen gehören ein Frontkollisionswarner mit Radfahrererkennung und Abbiegefunktion, ein Totwinkel-Assistent mit Lenk- und Bremseingriff und ein Querverkehrwarner mit Notbremsfunktion neben anderem mehr. Und das alles zu Preisen zwischen 16690 Euro und 21190 Euro für die Topversion GT-Line. Sie verfügt neben Lederausstattung (hochwertige Nachbildung) und Alu-Sportpedalen auch über einen großen „Theaterspiegel“ in der Fahrersonnenblende. Fürs Nachschminken der Steuerfrau auf dem Weg in die Oper. Das hat Charme. Klaus Ackermann