Mit dem EX90 hat Volvo ein neues Elektro-Flaggschiff. Wir konnten von dem Auto, das in den USA gebaut wird, vor Ort erste Eindrücke sammeln. Eigentlich ist der EX90, der bis zu sieben Sitze hat, in unseren Augen eine riesige Erscheinung. In Kalifornien, wo riesige SUV dominieren, wirkt der große Volvo bedeutend kleiner.
Obwohl der EX90 technisch, beim Design und bei der Sicherheit ganz vorne dabei ist, vermissten wir hochautomatisiertes Fahren nach Level 3. Eigentlich ist alles an Bord, was man dafür braucht, auch Lidar, Radar auf Laser-Basis. Es gilt als Schlüsseltechnologie für Level 3. Wäre eine schöne Sache, wenn man sein Handy benutzen darf oder Filme sehen kann, und das Auto meckert nicht. Aktuell tut es das aber. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis neue Software das hochautomatisierte Fahren freischaltet. Bis dahin gilt das obere Ende von Level 2. Das funktioniert gut. Auch auf schlecht markierten zehnspurigen Highways hält das Fahrzeug souverän die Spur. Will man selber fahren, findet man nichts zu mäkeln. Die Straßenlage ist top, die Luftfederung bleibt auch im Komfortmodus tendenziell auf der sportlichen Seite. Die Motorleistung von 245 PS (Vorderachse) und 272 PS (Hinterachse) sowie das Drehmoment von 910 Newtonmeter wuchten das Fahrzeug mit Twin Motor Performance in 4,9 Sekunden von null auf Tempo 100. Der einfache Twin Motor mit 109 Pferdestärken weniger schafft es in 5,9 Sekunden. Und die heckgetriebene Basisvariante mit 279 PS nimmt sich 8,4 Sekunden Zeit. Nur bei ihr liegt der WLTP-Verbrauch unter 20 kW. Die Allradler liegen knapp darüber.
Beim Beschleunigen schieben die Motoren druckvoll, aber nicht brutal nach vorn. Die Lenkung ist dem Antrieb jederzeit gewachsen. Bei Tempo 180 wäre auch auf deutschen Autobahnen Schluss. Die elektrische Sitzverstellung mit einem Hebel an der Außenseite des Sitzes ist intuitiv und besser als die übliche Mehrhebel-Fummelei. Dass die Armaturentafel keine Knöpfe mehr hat, ist gewöhnungsbedürftig. Übertrieben: Das Handschuhfach lässt sich nur über einen Button am Zentraldisplay öffnen. Der Knopf für den Warnblinker liegt hinter der Deckenleuchte. Positiv registriert man die weitgehend weggedämpften Fahrgeräusche.
Bleibt der Preis: Für 83700 Euro gibt es den heckgetriebenen Fünfsitzer in der Basis-Linie Core. Alle Sicherheitsfeatures sind bereits enthalten. Das obere Ende markiert der sechs- oder siebensitzige EX90 mit dem Top-Antrieb und der Ausstattungslinie Ultra für 107400 Euro. Nicht das Ende der Fahnenstange: Allein für das Bowers & Wilkins HiFi-Audio-System mit 1,6 Kilowatt-Ausgangsleistung würden 3050 Euro fällig. Martin Prem