Der letzte Fischer von Riva…

von Redaktion

…und welche Kulinarik-Herbstfeste jetzt rund um den Gardasee steigen

Wer Fisch aus dem nördlichen Gardasee essen möchte, kauft bei Alberto Rania ein. Er ist der letzte Fischer von Riva del Garda und kennt das Gewässer und seine Tücken wie kein anderer. Im Oktober lädt das „Festival del pesce d’acqua dolce“ ein, die Spezialitäten aus dem See in Spezial-Menüs zu probieren. An anderen Orten feiert man Kürbis- oder Kastanienfeste. Der Herbst ist perfekt, um den Gardasee zu erunden.

„El Pescador“ mit
seltenen Seefischen

Vormittags wird ein kleiner weißer Dreiradroller auf der Piazza der Rocca di Riva zur Anlaufstelle Nummer eins für alle, die fangfrischen Fisch aus dem Gardasee genießen wollen. Von Flussbarsch über Sardinen bis Hecht bietet Alberto Rania aus seinem mobilen Stand auf der Ladefläche seiner Ape mit der Aufschrift „El Pescador“ täglich an, was ihm wenige Stunden zuvor ins Netz gegangen ist. Eine Besonderheit im Norden des Gardasees, denn Alberto Rania ist der letzte professionelle Fischer von Riva del Garda.

Die Leidenschaft für die Fischerei entdeckte Alberto bereits im Kindesalter, als ihn sein Onkel mit auf den See nahm und in die Geheimnisse des Wassers und der Fischerei einweihte. Trotzdem ging er nach der Schule in den Norden, wo er am Institut Vittoria di Trento ein Kunststudium absolvierte. Nach Stationen als Koch in Hamburg und München kehrte er 2015 nach Riva del Garda zurück und entschied sich, hauptberuflich als Fischer zu arbeiten – ein ambitioniertes Unterfangen, denn der Norden des Gardasees gilt aufgrund des starken Windes als schwierige und gefährliche Region für Fischerei. Die Felsen, die aus dem nördlichen Fjord herausragen, schränken die fürs Fischen geeigneten Gebiete zusätzlich ein.

Albertos Leidenschaft für die Fischerei

Neben den schwierigen Bedingungen bietet der nördliche Teil des Gardasees aber auch Vorteile, das Wasser ist klarer und sauerstoffreicher, der Fisch somit von höherer Qualität. Für Alberto war es damals eine Rückkehr in seine heiß geliebte Heimat und seine wahre Leidenschaft.

Jeden Morgen, zum Teil noch weit vor Sonnenaufgang, fährt Alberto mit seinem Motorboot los und holt die Netze ein, die er zuvor ausgelegt hat. Im Hafen angekommen, lädt er seinen Fang auf seinen Dreiradroller und bringt ihn nach Hause in seine Werkstatt, wo er die Fische sortiert, putzt und nach Kundenwunsch exquisit filetiert.

Mit seinem Betrieb möchte Alberto den Seefisch wieder bekannt machen. „Es ist schwierig, Süßwasserfisch in Fischgeschäften zu finden. In unserer Gegend gibt es seit mehr als 20 Jahren keinen Fischer mehr. „ Bei Alberto dagegen wird man fündig: Von Barsch bis Hecht findet man bei ihm alles und bekommt on top auch noch Zubereitungs- und Rezepttipps. Die Menschen in Riva kennen und schätzen Alberto. Aus geschäftlichen Beziehungen sind oft Freundschaften entstanden.

„Eine Freude,
tausend Sorgen“

Trotzdem birgt der Beruf auch Schattenseiten. „Fischer zu sein, ist kein einfacher Job. Man muss den See und seine Strömungen perfekt kennen. Hinzu kommt: Man arbeitet hauptsächlich nachts und hat kaum freie Tage. Man fischt, wenn der See es zulässt. Ich erinnere mich an wunderbare Nächte mit reichlich Fischfang, aber auch an welche mit leeren Netzen. Ein Sprichwort sagt: ‚Fischer… eine Freude, tausend Sorgen‘“, erzählt Alberto und beschreibt eine Nacht im Jahr 2016: „Ich war gerade dabei, die fliegenden Netze einzuholen, als ich Blitze im Süden sah. Ich hatte noch etwa 300 Meter Netze einzuholen und dachte, ich würde es schaffen. Leider war das nicht der Fall. Der Sturm traf mich drei Kilometer von der Küste entfernt und blies das Netz in den Propeller meines Motors, so dass ich dem Wasser ausgeliefert war. Glücklicherweise dauerte das Unwetter nur kurz und ich konnte danach die Schraube befreien und in den Hafen zurückkehren.“

Trotzdem schlägt Albertos Herz für die Fischerei und seine Heimat Riva del Garda: „Für mich einer der schönsten Orte am See. Touristen würde ich raten, nicht nur am Strand zu entspannen, sondern die Ufer per Boot zu erkunden. Der Fjord birgt einige aufregende Schätze. Traumhaft ist es auch, mit einem Kajak in der Morgendämmerung den menschenleeren See zu erkunden und seltene Eisvögel zu beobachten.“

J. Ammerschläger/Julia Haringer

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