Kraiburg – Als Konrad Lackmaier in der Früh in den Kuhstall kam, sah er sofort, dass mit der Kuh etwas nicht stimmte. Die Kuh, die gerade gekalbt hatte, kam nicht mehr hoch. Konrad Lackmaier rief sofort den Tierarzt. Der legte eine Infusion: „Abends war das Tier wieder auf den Beinen – zum Glück“, erzählt der 58-Jährige. Er trägt viel Verantwortung, schließlich vertritt er den Landwirt, der wegen eines Leistenbruchs operiert wurde und sechs Wochen ausfällt.
Neben der Stallarbeit melkt er 50 bis 60 Kühe, kümmert sich um die Kälber und die Nachzucht. Es braucht viel Erfahrung, um einschätzen zu können, wann ein Anruf beim Tierarzt notwendig ist und wann er das Problem selbst lösen kann. Diese Erfahrung bringt er mit. Seit 25 Jahren arbeitet er für den Melkeraushilfsdienst (MAHD), einem Verein, der Fachkräfte in Milchviehbetriebe entsendet, wenn der Landwirt verhindert ist.
Rund 530-mal war er auf über 220 verschiedenen Betrieben eingesetzt. „In vielen Fällen steht bei den Landwirten eine geplante OP an: neue Schulter, Hüfte oder Knie“, erzählt Lackmaier. Aber auch bei Urlaub, Krankheiten oder Unfällen können die rund 1000 Mitgliedsbetriebe des MAHD, die sich auf 40 Landkreise in ganz Bayern verteilen, Hilfe beantragen.
Helfer leben
auf dem Hof
Das Prinzip Betriebshelfer ist bekannt. Die Besonderheit beim MAHD ist, dass die Helfer auf dem Hof bleiben, Kost und Logis frei haben, dafür 24 Stunden vor Ort nach dem Rechten schauen: „Für die Landwirte ist es beruhigend zu wissen, dass jemand die ganze Zeit vor Ort ist.“ Das Leben in der Familie ist mental anstrengend, gehört aber auch zu den schönen Seiten, die Konrad Lackmaier an seinem Job schätzt. Hinzu kommt: „Ich kann selbstbestimmt arbeiten.“
Wichtig ist ihm, dass er nur das umsetzt, was der Landwirt vorgibt. Gesehen hat er im Laufe der Jahre alle möglichen Betriebe: große, kleine, biologisch und konventionell betriebene. „Das ist sehr vielseitig.“ Aber auf gar keinen Fall will er mit seinem Wissen den Landwirten reinreden. Grundvoraussetzung, damit sein Einsatz erfolgreich gelingt, ist eine gute, umfassende Einarbeitung. „Der Bauer kennt seinen Betrieb wie seine Westentasche. Ich aber nicht: Welches Vieh tickt wie? Wie sind die Futterrationen, wo finde ich Ersatzteile?“ Je besser er vorbereitet ist, umso reibungsloser klappt der Einsatz.
Auch die körperliche Arbeit taugt ihm: „Ich brauche das, ich bin ein Bewegungsmensch.“ Aufgewachsen ist er auf einem Schweinemast- und Ackerbaubetrieb im nördlichen Chiemgau. Er absolvierte nach der Schule eine Lehre zum Bankkaufmann, aber ein Bürojob war nicht seine Welt.
Es zog ihn zurück in die Landwirtschaft. Auf einem Milchviehbetrieb gefiel ihm die Arbeit so gut, dass er beim Melkeraushilfsdienst blieb: „Hier kann ich helfen und auf einem Hof arbeiten.“
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