Sechzger kooperieren mit DFI

von Redaktion

Nachwuchs-Förderung auf höchstem Niveau

Andreas Herbst ist Jugend-Abteilungsleiter bei den Fußballern des TSV 1860 Rosenheim und Geschäftsführer des Deutschen Fußball Internats (DFI). Im Interview berichtet er über die neue Zusammenarbeit.

Wie funktioniert die Kooperation des DFI mit dem TSV 1860?

Ziel des neuen Konstrukts ist, alle Jugendspieler individuell optimal zu fördern und ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Diese Förderung kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen – im Vereinstraining stehen den Spielern in vier Trainingseinheiten pro Woche über 30 Übungsleiter, etwa die Hälfte von ihnen Profitrainer, zur Seite. Zusätzlich können die Spieler, wenn sie beim DBBC in Bad Aibling zur Schule gehen, noch bis zu viermal pro Woche am Vormittag, eingebettet in den Schulalltag, am Kleingruppentraining des DFI teilnehmen und so speziell in ihren persönlichen Stärken und Schwächen arbeiten.

Wir haben in jedem Jahrgang mehrere Mannschaften gemeldet, sodass jeder Spieler auf seinem derzeitigen Niveau weiterentwickelt werden kann. Auch spezielle Fördertrainings für Vereinsspieler oder externe Spieler werden angeboten. Insgesamt entsteht so ein System, das im Jugendbereich seinesgleichen sucht. Uns ist aber dabei nicht nur die fußballerische, sondern auch die charakterliche Ausbildung der Jungs wichtig.

Die Ziele der Spieler sind dabei ganz unterschiedlich – viele wollen natürlich in den Profibereich. Andere werden unsere eigene Herrenmannschaft weiterbringen oder auch an ihre Heimatvereine als optimal ausgebildete Spieler zurückgehen. Wir werden bei den Entscheidungen natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen!

Wird sich dadurch die Rolle der Sechzger im Nachwuchsfußball verändern?

Ich bin mir zumindest sicher, dass wir unsere führende Rolle in der Nachwuchsförderung in der Region in Zukunft noch ausbauen werden. Mit der Kooperation haben wir ein sehr professionelles System geschaffen, das es im Amateurbereich eigentlich kein zweites Mal gibt und mit dem wir uns auch gegenüber der ein oder anderen Profimannschaft nicht zu verstecken brauchen. Zusätzlich haben wir mit dem Internat die Möglichkeit, auch überregional Spieler für unsere Mannschaften gewinnen zu können. Wir haben in der Zwischenzeit sogar Spieler dazu bekommen, die in ihren Jahrgängen zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaften zählen.

Ich glaube wirklich, dass viele Jungs das Angebot, an einem professionellen Leistungszentrum trainieren zu können, sehr attraktiv finden werden.

Welche Ziele verfolgen Sie in dieser Saison?

Bei unseren Zielen geht es interessanterweise selten um Aufstieg oder Abstieg. In den meisten Altersklassen besetzen wir bereits die höchsten Ligen und können eigentlich gar nicht aufsteigen. In der B-Jugend sind wir beispielsweise in den vier höchsten Amateurligen und zusätzlich noch in der U16 Förderliga vertreten. Uns geht es vielmehr um die bestmögliche fußballerische und charakterliche Weiterentwicklung jedes einzelnen Spielers. Trotzdem freut es uns natürlich, mit der Fusion der Mannschaften jetzt schon solch leistungsstarke Teams am Start zu haben. Die Ergebnisse der bisherigen Saison sprechen da für sich.

Außerdem geht es jetzt natürlich darum, die Kooperation nachhaltig zu konsolidieren und weiterzuentwickeln. Aber da ist mir nicht bange. Bis jetzt haben die Spieler und auch die Trainer und die beiden Vereine insgesamt sehr gut zusammengefunden. Eigentlich sogar schneller als gedacht. Es gibt bei einem solchen Projekt mit so vielen Teams natürlich auch Probleme, die gelöst werden müssen, v.a. logistisch und infrastrukturell. Allerdings sind wir auch hier schon auf einem guten Weg und planen gemeinsam für die Zukunft.

Früher waren DFI und die Sechzger Rivalen. Sie haben die Zusammenarbeit ja schon angesprochen. Wie läuft’s?

Nach einem anfänglichen Abtasten wie gesagt eigentlich wirklich gut! Die Kooperation geht auch personell durch alle Teile der Abteilung, und es ist sehr schnell auf beiden Seiten eine gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung entstanden. Die sportliche Leitung, ehemals DFI, und die Koordinatoren vom TSV harmonieren bestens, und die zum großen Teil neu aufgestellten gemischten Trainerteams arbeiten mit Volldampf und reibungslos. Auch die Spieler haben in der Zwischenzeit bereits einen Mannschaftsgeist gebildet und agieren als Teams.

Die U15 steht in der Bayernliga ohne Niederlage an der Tabellenspitze. Ist das schon ein Ergebnis der Kooperation?

Das ist bestimmt so. Die Leistungsstärke der fusionierten Mannschaften, auch in der Breite, ist schon beeindruckend. Die U15 ist da bestimmt ein gutes Beispiel. Das, gepaart mit der tollen Arbeit der Trainer, ist sehr vielversprechend. Neben der U15 steht übrigens auch die U16 Förderliga verlustpunktfrei an der Tabellenspitze. Das lässt hoffen, dass wir auch die nächsten Jahre eine sehr leistungsstarke U17 haben werden, die es den Talenten ermöglicht, auf höchstem Niveau Erfahrung zu sammeln. Dieses Vorausdenken und planen sollte sich idealerweise durch alle Altersgruppen ziehen, um jedem Jugendspieler auch nachhaltig eine längerfristige Perspektive bieten zu können.

Der Wettbewerb innerhalb der eigenen Mannschaften ist härter geworden. Welche Maßnahmen wurden getroffen?

Ja, das stimmt. Da liegen Freude und Enttäuschung oft nah beieinander. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um im Leistungssport erfolgreich zu sein, ist aber der Umgang mit ‚Gegenwind‘. Das müssen die Jungs einfach lernen. Die Trainer und Koordinatoren helfen dabei mit vielen Gesprächen, sowohl in der Gruppe als auch mit einzelnen Spielern. Je nach dem Alter der Spieler beziehen wir auch die Eltern mit ein. Wir versuchen, immer wieder zu erklären, dass Jugendfußball konstante Entwicklung und Veränderung bedeutet, und dass eine Mannschaftseinteilung immer nur eine Momentaufnahme bedeutet. Für die Gesamtentwicklung eines Spielers ist es ja nicht entscheidend, in welcher Mannschaft er gerade spielt, sondern wieviel er dauerhaft lernt und sich weiterentwickelt. Trotzdem ist es für uns natürlich wichtig, dass die Einteilungen auf mehrere Schultern verteilt werden. Das Team aus Trainern, Koordinatoren und sportlicher Leitung sind dabei in stetigem Austausch. Außerdem besteht bei so vielen Mannschaften auch ein stetiger Anreiz, sich weiter zu verbessern, weil der Abstand zur nächst höheren Mannschaft nie sehr weit ist.

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