Rom wird fürs Heilige Jahr herausgeputzt

von Redaktion

Von der Engelsbrücke bis zum Trevi-Brunnen

Der leere Trevi-Brunnen bringt für manche das Fass zum Überlaufen. „Das kann die Stadtverwaltung doch nicht ernst meinen“, sagt Rom-Führerin Heidi, während sie einer Gruppe kanadischer Touristen erklärt, dass der wohl berühmteste Brunnen der Welt wegen Renovierung gesperrt ist. Ein derzeit durchaus alltägliches Bild in Italiens Hauptstadt. Genau wie zig weitere Sehenswürdigkeiten in Rom wird die 1762 vollendete Fontana di Trevi gerade aufgehübscht. Denn für das katholische Festjahr (Giubileo), das Papst Franziskus am 24. Dezember im Petersdom eröffnen will, werden über 30 Millionen Gäste erwartet.

Goethe in der
„Hauptstadt der Welt“

Ob die Piazza Navona, die päpstliche Lateranbasilika oder der Selfie-Hotspot Engelsbrücke: Dutzende Denkmäler verschwinden derzeit hinter Bauzäunen, an denen das Emblem „Caput Mundi“ prangt.

Das Markenzeichen aus dem Hexameter „Roma caput mundi regit orbis frena rotundi“ („Rom, die Hauptstadt der Welt, lenkt die Zügel des Erdkreises“) erinnert an goldene Zeiten des Römischen Weltreichs. Selbst Goethe nutzte in der „Italienischen Reise“ 1786 die geflügelten Worte: „Endlich angelangt in dieser Hauptstadt der Welt.“

„Caput Mundi“ heißt auch die Stiftung, über die Roms Stadtverwaltung für das Heilige Jahr Hunderte Maßnahmen an kulturellen und archäologischen Stätten umsetzt, größtenteils gefördert von der Europäischen Union. Günstig mag sich da auswirken, dass der seit 2021 amtierende Bürgermeister Roberto Gualtieri zehn Jahre im EU-Parlament saß, davon fünf als Leiter eines Wirtschaftsausschusses.

„Planschbecken“ vor Barockbrunnen

Den Touristen, die vor der leergepumpten Fontana di Trevi stehen, mag das egal sein. Marie und Ainoa aus dem französischen Lourdes, die gerade ein paar Mutter-Tochter-Tage in Rom verbringen, sind schon etwas enttäuscht. „Aber immerhin konnten wir eine Münze in den Brunnen werfen -– also in den Pool“, lacht Ainoa. Denn damit Touristen nicht auf den Brauch verzichten müssen, der laut Legende die Rückkehr nach Rom sichert, hat die Stadt ein Bassin mit wasserblauem Grund vor dem Brunnen mit der Marmorfassade von Nicola Salvi (1697-1751) aufgestellt. Die Münzen kommen der örtlichen Caritas zugute.

David aus Michigan findet das „Planschbecken“ eher merkwürdig. „Unser Guide hat uns erklärt, was hier gerade los ist“, sagt der Mittfünfziger. „Wenigstens ist der Bauzaun durchsichtig, sodass man überhaupt was sehen kann.“ Nach der Renovierung sollen die täglich rund 12000 Besucher sogar noch mehr von der 26 Meter hohen, mit Meereswesen bevölkerten Fassade sehen können: über einen Steg, der quer über das Brunnenbecken führt. Damit sollen laut Gualtieri auch die Besuchermassen gezählt werden. Eine Zugangsbegrenzung samt Eintrittsgebühr von etwa zwei Euro sei für 2025 nicht ausgeschlossen.

Fußgängerzone beim Petersdom

Dass alle geplanten Projekte rechtzeitig abgeschlossen sind, bezweifelte kürzlich der Heilig-Jahr-Beauftragte des Papstes, Erzbischof Rino Fisichella. Insbesondere die Umgestaltung des Verkehrsknotenpunkts Piazza del Risorgimento nahe den Vatikanischen Museen komme kaum voran. Bewegung gibt es dagegen bei einem der wichtigsten Verkehrsprojekte: Bereits im Juli war der Tunnel-Durchbruch zwischen Vatikan und Tiber geschafft. Auf dem Auto-Tunnel soll eine moderne Piazza entstehen, über die Fußgänger direkt von der Engelsburg bis zum Petersplatz gelangen. Der rund 85 Millionen Euro teure Tunnel wird bis zur Eröffnung des Heiligen Jahres fertig, versprach Gualtieri. Bis dahin bereiten die vielen Baustellen und Umleitungen dem „Haupt der Welt“ noch gehörig Kopfweh. Sabine Kleyboldt/KNA

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