Ist die Stadt Rosenheim für Unternehmen attraktiv? Dieser Fragestellung widmet sich Oberbürgermeister Andreas März in einem Interview. Er gibt Einblicke in die wirtschaftliche Attraktivität der Stadt, spricht über die Stärken Rosenheims und beleuchtet gleichzeitig die Herausforderungen, die mit dem begrenzten Platzangebot und dem Zuzugsdruck einhergehen, sowie die Maßnahmen der Stadt, um bezahlbaren Wohnraum und Kinderbetreuungsangebote auszubauen.
Wie attraktiv ist die Stadt Rosenheim für Unternehmen? Wo sind die Stärken der Stadt? In welchem Bereich ist sie gut aufgestellt?
Rosenheim ist Gott sei Dank sehr gut aufgestellt. Das zeigen die jüngsten Neuansiedlungen, beispielsweise im Gewerbegebiet in Brucklach oder auch die erfolgten Standorterweiterungen. Unsere ansässigen Unternehmen bekennen sich zu Rosenheim und investieren hier in ihre Zukunft. Dafür gibt es viele Gründe: Rosenheim als Oberzentrum ist verkehrlich unfassbar gut angebunden mit seinem Schienennetz bis nach Italien oder den Autobahnverbindungen und natürlich der Nähe zu München. Für die Arbeitnehmer sind Lebensqualität und Freizeitwert extrem hoch und die digitale Infrastruktur mit Glasfaser von der Komro belegt deutschlandweit einen Spitzenplatz. Dazu kommt noch die Hochschule für Entwicklung und Forschung und mit dem digitalen Gründerzentrum Stellwerk 18 fördern wir ganz speziell junge, dynamische Start-ups. Das familiäre und zugleich hochprofessionelle Umfeld des Stellwerks führt außerdem dazu, dass die Unternehmen Rosenheim treu bleiben, wenn sie aus der Start-up-Phase herausgewachsen sind.
Was bereitet der Stadt Sorgen? Wo besteht dringender Handlungsbedarf?
Sorgen machen wir uns keine. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir flächenmäßig mit rund 37 Quadratkilometern die zweitkleinste kreisfreie Stadt Bayerns sind. Und die Gewerbesteuer trägt ganz wesentlich zur finanziellen Lage der Stadt bei.
Von daher müssen wir sorgfältig mit den Flächen umgehen, die uns zur Verfügung stehen. Da müssen wir den Spagat schaffen zwischen Natur- und Klimaschutz, Schaffung von Wohnraum für alle Einkommensgruppen und natürlich auch der Ausweisung von Gewerbeflächen. Die Herausforderung ist, das alles in diesem kleinen Stadtgebiet unter einen Hut zu bekommen. Aber die Gewerbegebiete am Oberfeld und in Brucklach zeigen, dass wir das gut hinbekommen.
Für Fachkräfte sind die Themen bezahlbarer Wohnraum und Kinderbetreuung ein zentrales Anliegen: Wie beurteilen Sie hier die Situation in der Stadt Rosenheim?
Dadurch, dass Rosenheim für Unternehmen sehr attraktiv ist, stehen wir unter einem gewissen Zuzugsdruck, dem wir entgegenwirken müssen. Allein die Stadt Rosenheim hat mit ihrer Wohnbaugesellschaft GRWS in den vergangenen sechs Jahren 411 Wohnungen geschaffen, dazu kommen weitere auf der BayWa-Wiese in Happing und in Oberwöhr. Und zwischen März 2021 und März 2024 sind insgesamt fast 1400 Wohneinheiten genehmigt worden. Auch die privaten Investoren spielen hier eine wichtige Rolle und wir können uns glücklich schätzen, dass vor allem regionale Unternehmen Projekte in Rosenheim und für Rosenheim realisieren.
Und auch bei der Kinderbetreuung arbeiten wir gemeinsam mit den freien Trägern konsequent am Ausbau des Kita-Angebots. Dazu haben wir insbesondere für die Personalgewinnung verschiedene Anreize geschaffen, wie beispielsweise garantierte Betreuungsplätze für die Kinder von pädagogischem Personal, ein umfangreiches Aus- und Fortbildungsprogramm oder Fitnessangebote. Das ist ganz wichtig, um Erzieherinnen und Erzieher nach Rosenheim zu bekommen.