Tiefenentspannte Weihnachten in Stockholm

von Redaktion

Zum Fest gibt es zwei Weihnachtsdinner, eine Silvesterparty, einen Tag im Spa und vieles mehr geschenkt… Der weltbekannte Glögg, geheime Pakete, königliche Kutschen und Pfefferkuchen vom letzten Sommer: In der Zeit rund um Weihnachten tickt Stockholm mitunter recht eigen.

Verkäufer Ludvig mit den Skansen-Päckchen, einer Stockholmer Tradition.

Weihnachten in Stockholm bedeutet vor allem wärmender Glögg – also Glühwein – mit Mandeln und Rosinen, die reichlich gewürzten, oft handgemachten Pfefferkuchen, überall Tannen, Mistelzweige und Strohfiguren. Und natürlich: tiefenentspannte Schweden, die mal wieder nichts aus der Ruhe bringen kann.

Doch ist das wirklich so? Hand aufs Herz: Die Adventszeit in den nordischen Ländern ist vor allem eines: dunkel. Die Sonne geht irgendwann nach acht Uhr morgens auf, um schon gegen 15 Uhr wieder zu verschwinden. Dabei ist es ein guter Tag, wenn man sie auch sieht, die Sonne. Sonst wird es hinter den Wolken einfach ein bisschen heller und nach dem Mittagessen wieder dunkel.

Wenn Schnee liegt, ist das alles nicht ganz so schlimm. Dann ist es wenigstens am Boden und auf den Bäumen hell. Öfter aber ist es gerade im Dezember nasskalt, Regen und Schnee wechseln sich ab.

Illuminierte Elche

Trotzdem ist in Stockholm in der Vorweihnachtszeit die Laune nicht im Keller und einiges los, vor allem in Sachen Lichterglanz. Bis die Tage wieder merklich länger werden, wird illuminiert, was das Zeug hält: Hauptbahnhof, Gassen und das Königsschloss – überall funkeln Lämpchen.

Im Berzelii-Park gegenüber dem Kungliga Dramatiska Teatern, dem Nationaltheater am Nybroplan-Platz, ist eine Herde lebensgroßer stählerner Elche hell beleuchtet. Schräg hinter dem Theater befindet sich das Königliche Gestüt, das in der Adventszeit seine Pforten öffnet. Einer der beliebtesten Weihnachtsmärkte hier. Denn neben den Buden mit traditionellen schwedischen Lebensmitteln, ohne die Weihnachten im Norden undenkbar ist, also mit geräucherter Wurst und Fisch sowie Knäckebrot, und den Ständen der Handwerker, die gestrickte Pulswärmer, gemusterte Mützen und gefilzte Jacken sowie Wichtel aus Filz, Wolle, Glas und Keramik anbieten, gibt es im Königlichen Gestüt auch die Möglichkeit, einen Blick auf die königlichen Pferde zu werfen.

Oldtimer und royale Kutschen

Über die edlen Tiere kann man sich mit den Angestellten unterhalten. Und auch die Garagen des Königlichen Gestüts sind geöffnet. So sind nicht nur Oldtimer der Königsfamilie zu sehen, sondern ebenso die royalen Kutschen.

Zurück in der Gamla Stan, der Altstadt Stockholms mit ihren verwinkelten und kopfsteingepflasterten Gassen, spaziert man entlang kleiner Läden und Cafés, aus denen Kakao und Glögg duften, bis zum zentralen Platz vor der Börse und dem Nobelpreismuseum. Dort bilden rote Holzstände den Stortorgets Julmarknad. Was ihn so besonders macht? Er ist der älteste Weihnachtsmarkt Schwedens. Schon seit 1837 bauen die Händler jeden November ihre Buden hier auf. Seinen historischen Ursprung hat er in den mittelalterlichen Märkten Stockholms.

Eine kleine Zeitreise macht man auch auf dem Weihnachtsmarkt in Skansen. Skansen ist das größte und älteste Freilichtmuseum der Welt, 1903 wurde es auf der Insel Djurgården eröffnet – eine der 14 Inseln, auf denen sich die schwedische Hauptstadt ausbreitet. Es vermittelt ganzjährig einen Eindruck davon, wie das traditionelle Leben in Schweden vor über 100 Jahren gewesen sein muss.

Geschenke für alle

Ein beliebter auf dem Weihnachtsmarkt in Skansen gepflegter Brauch heißt „Julklapp 110 kr“: Darunter versteht man bereits verpackte Geschenke zum Einheitspreis von 100 Kronen, für Kinder oder Erwachsene. „Niemand weiß, was in den Päckchen ist“, sagt Verkäufer Ludvig Granberg, der in die traditionelle Kleidung seiner Heimat in Nordschweden gehüllt ist.

Also stehen die Kunden vor dem Stand und wiegen und rütteln die Pakete vorsichtig, um eine Ahnung zu bekommen, was darin sein könnte. „In fast allen Fällen ist der Wert deutlich höher als der Preis, den wir nehmen“, behauptet Granberg. Und die Schenkenden sind fein raus, sollte das Präsent nicht gefallen: Sie haben es schließlich nicht wirklich ausgesucht. Skansens Gründer, der schwedische Unternehmer Artur Hazelius, verfolgte mit dem Brauch eine demokratische Idee: Jedem sollte es ermöglicht werden, für einen moderaten Preis ein Geschenk zu kaufen.

Das Geheimrezept der Pfefferkuchen

Angelockt werden die Besucher auch von den Köstlichkeiten, die Katarina Curman in einfachen Blechdosen anbietet: „Pepperkakor“ steht auf dem blauen Schild. Es handelt sich um die typischen dünnen, mürben Pfefferkuchen. Im Sommer stehen Curman und ihre Schwester dafür zwei Monate lang in der Küche. „Richtige Pfefferkuchen kann man nur backen, wenn es warm ist, sonst brechen sie“, sagt sie. Das Rezept werde seit vielen Jahren in der Familie weitergegeben – „vor allem die Verteilung der typischen Gewürze ist ein Geheimnis, das gut gehütet wird“. Verena Wolff/dpa

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