Er ist Geländewagen, Limousine und Kombi. Der Range Rover des britischen Off-Road-Spezialisten Land Rover war 1970 eines der ersten SUV. Weil er keine Kompromisse suchte, sondern in jeder Disziplin perfekt sein sollte, ragte er immer über die Fahrzeuggattung hinaus. Außen geradlinig schlicht und im Inneren für damalige Maßstäbe luxuriös. Dieser Kontrast blieb. „Er trägt den Pelz nach innen“, sagte man über einen Mercedes der 1950er-Jahre. Für den Range Rover trifft das noch heute zu. Das Salonabteilartige fällt erst auf, wenn man Platz genommen hat.
Doch die Welt hat sich geändert. Es gibt den Bentley Bentayga und den Rolls-Royce Cullinan. Da gilt es für das Ur-Luxusklassen-SUV, dagegenzuhalten. Die Antwort auf diese Herausforderung heißt SV: Special Vehicle Operations, die Edel-Fahrzeug-Maßschneiderei von Jaguar Land Rover. Sie arbeitet mit ausgesuchten Hölzern, perfekt vernähtem Leder und sogar Keramik an Bedienelementen. Hier wird an nichts gespart. Das wird auch außen sichtbar: Es gibt farbige Bremssättel unter den Leichtmetallfelgen und Lack in individuellen Farben nach Kundenwunsch.
Klar, dass man in diesen Exklusivitätsregionen nicht beim Händler anklopft. Mit Range Rover Houses präsentiert sich die Marke jeweils für kurze Zeit ausgesuchten Kunden im Villen-Ambiente mit Sterne-Catering und der Möglichkeit, die Produkte der Marke zu erfahren.
Was macht das mit einem, wenn man am Steuer sitzt? Man könnte mit reichlich PS unter der Haube an jeder Ampel auftrumpfen, tut es aber nicht. Man sitzt in einem Auto, in dem man schwierigste Off-Road-Passagen meistern kann. Doch selten verlässt einer befestigte Straßen. Das sind Reserven, die man hat, aber nicht nutzen oder zeigen muss.
Das verleiht Gelassenheit. Ich ertappte mich auf der Teststrecke durch Hamburg-Blankenese, dass ich minutenlang hinter einem Radler schleiche, obwohl es ausreichend Gelegenheiten gab, legal schnell vorbeizukommen. Ich genoss die Massagefunktion der Sitze – verfügbar auch im Rhythmus der Musik.
Das von uns getestete Fahrzeug war der Range Rover Sport SV Edition One mit 550 PS. Die nun auf den Markt kommende Edition Two legt mit 635 Pferden noch eine Schippe drauf. Die Preisliste dafür beginnt bei 212800 Euro. Doch die edelsten Trauben hängen noch höher. Das Marken-Flaggschiff Range Rover, wahlweise mit normalem und langem Radstand, startet noch einmal mindestens 50000 Euro darüber. Und in der Praxis wird das mit fast unbegrenzten Individualisierungsangeboten noch ein Stück teurer – ist aber trotzdem begehrt. Die auf zehn Exemplare limitierte SV Riviera Edition des Fahrzeugs war bei ihrer Vorstellung praktisch schon vergriffen. Martin Prem