Bei Polestar ist es einfach, das neueste Modell zu identifizieren: Es hat die höchste Ziffer. Der Polestar 4, mit dem wir unterwegs waren, ist also der aktuellste Stromer im Stall.
Lob: Der Hersteller nennt den Wagen zwar SUV-Coupé, die dafür typischen Merkmale konnten wir aber nicht wirklich erkennen. Der 4,85 Meter lange Wagen ist unserer Ansicht nach eine feine Limousine mit sehr viel Platz.
Das liegt nicht zuletzt auch an der Tatsache, dass man komplett auf die Heckscheibe verzichtet hat. Eine HD-Kamera an der hinteren Dachkante macht Aufnahmen des rückwärtigen Geschehens, das Bild wird dann in den Rückspiegel auf ein 8,9 Zoll großes Display projiziert. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da es ein Kamera- und kein Spiegelbild ist. Aber auch bei Schmuddelwetter war die Qualität sehr gut.
Hinten verbringt man die Fahrt auf den individuell verstellbaren Sitzen keineswegs im Dunkeln, ein großes Glasdach sorgt für Helligkeit.
Die Info-Zentrale befindet sich in dem quer montierten 15,4-Zoll-Touchscreen. Dort werden die meisten Funktionen über das Display gesteuert, das Lenkrad ist noch mit einigen Funktionen belegt. Dank guter Menüführung findet man sich schnell zurecht, sollte sich aber aus Sicherheitsgründen vor der ersten Fahrt mit den wichtigsten Funktionen vertraut machen.
Polestar-typisch kann man sofort nach dem Platznehmen auf dem Fahrersitz die Fahrstufe D wählen, einen Startknopf gibt es nicht. Sehr leise geht es los, sehr leise geht es weiter. Unser Exemplar mit Long Range Single Motor hat 272 PS, eine Batterie mit 100 kWh Kapazität und eine theoretische Reichweite von 620 Kilometern. Diese wurden im vollgeladenen Zustand angezeigt, ganz realistisch war die Distanz aber nicht: Wir fuhren mit 600 Kilometern theoretischer Reichweite los und erhielten nach 70 echt gefahrenen Kilometern die Anzeige von 500 Kilometern theoretischer Reichweite.
Man muss bei der Routenplanung also flexibel bleiben. Dafür lud unser Polestar fix: in 30 Minuten von 25 auf 85 Prozent.
Kritik: Das Ladekabel passt knapp in den 15-Liter-Frunk, das Verstauen ist an kalten Tagen mühsam. Der Lenkstockhebel links ist mit Blinker und Scheibenwischer überfrachtet, sodass es zu Fehlbedienungen kommt und der Wischer plötzlich loslegt.
Kosten: Beim Verbrauch bewegten wir uns zwischen 21 und 22 kWh pro 100 Kilometer. Die Werksangabe von 18 kWh schafften wir nur auf einer Landstraßentour. Für unseren Polestar 4 Long Range Single Motor ruft der Hersteller derzeit 69500 Euro auf.
Fazit: Fahren ohne Heckscheibe ist etwas gewöhnungsbedürftig, das geht aber schnell. Und auch darüber hinaus ist der Polestar 4 ein feiner Untersatz – leider nicht ganz billig. Volker Pfau