Fortsetzung
„Man geht davon aus, dass der Trauerprozess in einem solchen Fall bis zu 50 Prozent der Energie braucht“, sagt Brinkmann. „Selbst wenn es mir also total wichtig ist, dass ich wieder zur Arbeit gehe, weil da wenigstens noch alles ist wie zuvor, sollte klar sein, dass ich trotzdem nicht die gleiche Leistungsfähigkeit habe wie vor dem Verlust.“ Hilfreich sei dann, wenn die Führungskraft und das Team möglichst viel Flexibilität und Verständnis anbieten können und nicht der Anspruch herrscht, dass eine Person gleich wieder zu 100 Prozent funktioniert.
Das Team kann in der Anfangszeit praktische Unterstützungsangebote machen. Diese können etwa sein: „Schaffst du es, deine Aufgaben zu erledigen? Dürfen wir dich unterstützen oder dir etwas abnehmen?“ Auch regelmäßige Check-ins können Schlenker zufolge nach Absprache sinnvoll sein. „Ist es okay, wenn ich jede Woche mal nachfrage: ‚Wie geht es dir? Brauchst du etwas?‘“
5. Der Trauer
Raum geben
Irgendwann geht es bei der Arbeit trotz einschneidender Verluste doch wieder zu Alltäglichem über. Dennoch sollten Kolleginnen und Kollegen sowie Führungskräfte im Kopf behalten, dass die Trauer nicht in ein paar Wochen erledigt ist, so Schlenker. Und an besonderen Tagen, wie Todestag oder Geburtstag der verstorbenen Person, könne die Trauer noch mal extrem hochkommen, auch wenn es ein oder zwei Jahre später ist. „Die Trauer bleibt ein Leben lang, aber die Intensität und die Qualität der Ausschläge, die werden weniger im Laufe der Zeit“, sagt Brinkmann. Wichtig sei immer, sich vor Augen zu führen: „Wenn man einen wirklich wichtigen Menschen verloren hat, dann verändert man sich und wächst und wird nie wieder wie zuvor.“ Amelie Breitenhuber/dpa-tmn